Hermann Julius Strasburger wurde am 21. Juni 1909 in Bonn als Sohn von Prof. Dr. Julius Strasburger und Marie-Edith Strasburger, geborene Nothnagel, geboren. Er hatte drei Geschwister: Marie Anna Dorothea Strasburger, verheiratete de Liagre Böhl (1905-1996), Eduard Hermann Strasburger (1907-1945) und Gerhard Oskar Paul Strasburger (1912-1993). Der Vater Julius Strasburger hatte einen protestantischen Vater, den Professor Eduard Strasburger (1844-1912). Seine Mutter war Alexandrine von Wertheim (1847-1902). Ihr in Warschau geborener Vater, der Bankier Julius Wertheim, war 1844 vom Judentum zum Protestantismus konvertiert. Ihre ebenfalls in Warschau geborene Mutter Johanna Dorothea Flamm, Tocher von Dawid und Zofia Flamm, war auch konvertiert.
Die Familie zog 1913 aus Breslau nach Frankfurt am Main, weil sein Vater die Leitung des Therapeutikums und der medizinischen Poliklinik im städtischen Krankenhaus angetreten hatte. 1914 wurde Julius Strasburger zudem Professor für Innere Medizin an der neu gegründeten Universität Frankfurt am Main. Die Familie Julius Strasburgers wohnte in der Miquelstraße 44, später in Siesmayer-Straße umbenannt, im Frankfurter Westend.
Hermann J. Strasburger heiratete erst nach dem Zweiten Weltkrieg, und zwar im Dezember 1949 die spätere klassische Philologin Dr. Gisela Pfleiderer (1929-2014). Sie hatten eine Tochter namens Dorothea.

Hermann J. Strasburger schrieb in einem 1931 verfassten Lebenslauf, der im Universitätsarchiv Frankfurt am Main liegt:
"Ich bin evangelischer Konfession und preußischer Staatsangehörigkeit. In Frankfurt a. M. besuchte ich die Liebig-Oberrealschule, das Lessing-Gymnasium und seit Ostern 1920 das Reformrealgymnasium Musterschule, das ich Ostern 1927 mit dem Zeugnis der Reife verliess. Ich studierte 5 Semester an der Universität Frankfurt a.M., 3 Semester in München, 1 Semester in Innsbruck und zwar Geschichte, insbesondere Alte Geschichte, und klassische Philologie."
Er wurde 1931 mit der Arbeit "Concordia Ordinum, eine Untersuchung zur Politik Ciceros" an der Universität Frankfurt am Main promoviert. Sein Doktorvater Prof. Dr. Matthias Gelzer (1886-1974), von 1919 bis 1955 ordentlicher Professor für Alte Geschichte an der Frankfurter Universität, schrieb in seinem Gutachten zu dieser Dissertation, die er mit sehr gut bewertete:
"Ich halte die Arbeit für ein erfreuliches specimen eruditionis. Der Verfasser hat sich durch eindringliche Cicerolektüre lebendige Anschauungen von den damaligen politischen Zuständen gewonnen und sich so in die Lage versetzt, förderlich davon zu handeln. Auch die neue wissenschaftliche Literatur ist kritisch verwertet."
Seit 1932 hatte Hermann J. Strasburger einen Lehrauftrag für althistorische Übungen an der Universität Freiburg (im Breisgau). Doch wurde ihm im Juli 1934 als sogenannter "Mischling zweiten Grades" wegen der jüdischen Abstammung seines Vaters der Lehrauftrag entzogen und ihm ein Lehrverbot erteilt. Im November 1936 ist ihm zudem endgültig eine Habilitation an der Universität Frankfurt untersagt worden. Er konnte lediglich einige historische Beiträge publizieren, etwa die Artikel "Nobiles" und "Optimates" in der berühmten Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft.
Im Mai 1940 musste er zur Wehrmacht, wurde Ende 1942 an die Ostfront geschickt und erlitt dort im April 1943 eine schwere Verwundung, sodass er als "Schwerkriegsbeschädigter" zurückkam. Erst im Mai 1945 wurde Hermann J. Strasburger aus dem Lazarett entlassen. 1946 wurde er an der Universität Heidelberg habilitiert, arbeitete dort als Assistent am Seminar für Alte Geschichte und Privatdozent, bevor er 1948 an die Universität Frankfurt zurückkehrte. Zuerst lehrte er als Privatdozent für Alte Geschichte, ab 1949 als außerplanmäßiger Professor und schließlich ab 1955 als Professor für Alte Geschichte in Frankfurt am Main. Er wurde damit zum Nachfolger seines Doktorvaters Matthias Gelzer. Von Oktober 1963 bis September 1977 lehrte er als Ordinarius für Alte Geschichte an der Universität Freiburg (im Breisgau).

Laut Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main Nr. 4 vom April 1928 ist Hermann Strasburger Mitglied der Frankfurter Sektion des Alpenvereins geworden, also vermutlich in Vorbereitung seines Studienaufenthalts in Tirol. Er war von der Bankbeamtin Maria Broich (Mitglied seit 1927) und Dr. Elias Bergmann (Mitglied seit 1922) empfohlen worden. Interessanterweise ist er im Nachrichten-Blatt Nr. 2 desselben Jahres unter den Neu-Anmeldungen als "Strasdas, Hermann, stud. phil." mit der Adresse seiner Eltern Miquelstraße 44 in Frankfurt aufgeführt worden. Warum sein Familienname dort so falsch wiedergegeben worden war, können wir leider nicht sagen.
Walter Schmitthenner schreibt über Hermann Strasburger, der im Sommer 1928 in Innsbruck studierte und dort Donnerstag bis Sonntag fürs sommerliche Bergsteigen reservierte:
"Die Leidenschaft für die alpine Kunst war 1925 bei einem Engadinaufenthalt mit den Eltern erwacht. Seither verging bis zum Kriegsausbruch [im September 1939] kein Jahr, in dem er nicht auf 'große Bergfahrten', wie es damals hieß, gegangen wäre, am häufigsten und liebsten mit dem Bruder Eduard und mit Albert Schweitzer (1909-1952), dem aus Köln gebürtigen Medizinier und Freund, der 1935 nach England emigrierte."
Im Juli 1930 empfahlen die Professoren Walter Behrmann und Matthias Friedwagner die Aufnahme seiner Schwester Marie Strasburger, damals Stud. phil. nat., die ebenfalls bei ihren Eltern in der Miquelstr. 44 wohnte. Marie Strasburger hat dann ein Jahr später zusammen mit Max Tasche die Aufnahme des Bruders Eduard H. Strasburger, damals Student und auch wohnhaft bei den Eltern in der Miquelstraße 44, empfohlen. Laut Mitteilungs-Blatt der Sektion Frankfurt am Main wurde er im Oktober 1931 tatsächlich in die Sektion aufgenommen.
Ob Hermann J. Strasburger an Veranstaltungen der Frankfurter Sektion teilgenommen hat, wissen wir nicht, da uns keine entsprechenden Quellen vorliegen. Nach der Übernahme der Sektion durch nationalsozialistische Funktionäre und der Verankerung des sogenannten "Arierparagrafen" in der Frankfurter Satzung im Februar 1934 konnte er als sogenannter "Mischling 2. Grades" nicht ohne Weiteres ausgeschlossen werden. Ein Austritt durch Hermann J. Strasburger oder sein späterer Ausschluss aus der Sektion ist zurzeit mangels Quellen nicht nachweisbar – beides ist aber möglich.
Hermann Strasburger durfte im nationalsozialistischen Deutschland nicht habilitieren. Gemäß einem Dokument von März 1948 im Frankfurter Universitätsarchiv ist er als "Mischling 2. Grades" verfolgt und ihm im November 1936 deshalb endgültig eine Habilitation untersagt worden. Er konnte daher lediglich einige historische Beiträge publizieren. Im Mai 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und Ende 1942 an die Ostfront geschickt. Hermann J. Strasburger erlitt dort im April 1943 eine schwere Verwundung, sodass er als "Schwerkriegsbeschädigter" zurückkam. Erst im Mai 1945 wurde er aus dem Lazarett entlassen. Hermann Strasburger wurde schließlich Professor für Alte Geschichte in Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau. Er starb 1985 in der Schweiz und wurde in Freiburg (im Breisgau) beerdigt.
Sein Vater Julius Strasburger wurde wegen seiner jüdischen Vorfahren zum 1. Oktober 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt, obwohl er sogenannter "Frontkämpfer" im Ersten Weltkrieg und Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (verliehen im Dezember 1917) sowie bereits vor 1914 preußischer Beamter war. Eigentlich hätte er daher weiter lehren dürfen! Allerdings verstarb er kurz darauf an einem Herzanfall. Walter Schmitthenner schrieb hierzu: "Niemand bezweifelte, daß der Tod des zuvor gesunden Mannes durch diese ihn tief kränkende und ihm im Grunde unverständliche Behandlung verursacht war."
Auch sein Bruder Eduard H. Strasburger wurde von den Nationalsozialisten wegen seiner jüdischen Vorfahren als sogenannter "Mischling 2. Grades" verfolgt. Er durfte daher nach 1933 im Deutschen Reich nicht mehr habilitieren, sodass die von ihm angestrebte Universitätskarriere verfolgungsbedingt unmöglich war. Im Jahr 1938 ging er in die Niederlande und arbeitete auf Vermittlung von Marieles Ehemann, Prof. Dr. Franz Marius Theodor de Liagre Böhl (1882-1976), am Amsterdamer Institut für Hirnforschung. Ostern 1940 kehrte er nach Frankfurt zurück und arbeitete von Mai bis September 1940 an der von Prof. Karl Kleist geleiteten Nervenklinik der Stadt und Universität Frankfurt im Labor. Im Oktober 1940 ist Eduard H. Strasburger in die Wehrmacht eingezogen worden. 1943 kam er in eine Sanitätseinheit und erreichte den Dienstgrad eines Sanitätsobergefreiten. Er kämpfte nach September 1943 in Italien und später an der Ostfront. Seit März 1945 galt er als vermisst und wurde schließlich im Jahr 1961 für tot erklärt.
Marie de Liagre Böhl lebte in den Niederlanden, als die Wehrmacht das Land im Mai 1940 besetzte. Als sogenannter "Mischling 2. Grades", verheiratet mit einem Christen und Mutter von vier christlichen Kindern drohte ihr weder Verhaftung noch Deportation. So überstand sie ebenso wie ihre Kinder die Besatzungszeit unbeschadet. Allerdings schreibt Herman de Liagre Böhl, dass sein Vater, also Maries Ehemann, Franz de Liagre Böhl mehrfach von Offizieren des Sicherheitsdienstes (SD) verhört wurde. Marie de Liagre Böhl starb im November 1996 in Milsbeek (Niederlande).
Quellen und Literatur
Universitätsarchiv Frankfurt am Main, UAF Abt. 14, Nr. 421; Abt. 134, Nr. 576; Abt. 136, Nr. 423 und Abt. 604, Nr. 482
Hermann J. Strasburger: Concordia ordinum. Eine Untersuchung zur Politik Ciceros. Borna, Leipzig 1931 (zugleich Frankfurt, Univ., Diss., 1931).
Walter Schmitthenner: Biographische Vorbemerkung. In: Hermann Strasburger: Studien zur Alten Geschichte. Hrsg. von Walter Schmitthenner und Renate Zoepffel. Band I. Georg Olms Verlag Hildesheim/New York 1982, S. XVII-XXXIV.
Frankfurter Personenlexikon, Eintrag zu Hermann Strasburger, online abrufbar
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin: Julius Strasburger, online abrufbar
Gabriele Möbus-Weigt: Der Frankfurter Internist und physikalische Therapeut Julius Strasburger (1871-1934). Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin des Fachbereiches Humanmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Frankfurt am Main 1996.
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