Familie

Geert Salomon wurde am 6. Dezember 1906 in Frankfurt am Main als Sohn des Ingenieurs und Unternehmensmanagers Bernhard Salomon (1855-1942) und von Meta Salomon, geborene Eichengrün (1869-1942) geboren. Beide Eltern waren jüdisch. Bernhard Salomon war von 1897 bis 1933 u.a. Generaldirektor der Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft (vorm. W. Lahmeyer & Co) und später Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost. Die Familie wohnte in einer Dienstvilla in der Westendstraße 25 in Frankfurt am Main und musste diese 1940 zwangsweise verlassen. Die letzte Adresse war in der Frankfurter Liebigstraße 53.

Geert Salomons Mutter Meta war, bevor sie am 11. September 1905 Bernhard Salomon heiratete, mit dem 1863 geborenen Rechtsanwalt und Justitiar Wilhelm Silvius Rocholl verheiratet, der im Jahr 1900 im Alter von 37 Jahren starb. Aus dieser Ehe gingen die Tochter Margot (1898-1975) und der Sohn Herbert (1895-1916) hervor. Da sie angeblich keinen "Judenstern" tragen wollte, wurde Meta Salomon, nachdem sie von einer Bekannten denunziert wurde, im März 1942 verhaftet. Sie kam zunächst in das Frauengefängnis nach Frankfurt-Preungesheim und drei Monate später in das Polizeigefängnis. Im Juli 1942 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie am 17. September 1942 starb. Für Meta Salomon wurde im Jahr 2010 in der Frankfurter Westendstraße ein Stolperstein verlegt. Ihr Ehemann Bernhard starb am 26. Juni 1942 in Frankfurt am Main.

 

Ausbildung und Beruf

Nach dem Besuch der Volksschule besuchte Geert Salomon zunächst das Goethegymnasium in Frankfurt, wechselte nach einem Jahr zum Wöhlergymnasium und machte an dieser Schule an Ostern 1926 sein Abitur.

Bevor er an der Technischen Hochschule in München das Studium der Physik und der Chemie begann, war er ein halbes Jahr als Praktikant bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) tätig. Während seiner 7 Semester dauernden Münchner Studienzeit erwarb er sich zusätzlich noch Kenntnisse in den Bereichen Elektrotechnik, Materialkunde, Metallkunde und Volkswirtschaft. Das Studium beendete er an der Technischen Hochschule in Berlin. Nach Erstellung seiner Diplomarbeit am Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut wurde ihm am 21. November 1931 der Grad eines Diplom-Ingenieurs verliehen. Seine Dissertationsarbeit reichte er am 5. Mai 1933 an der Berliner Technischen Hochschule ein und wurde dort am 20. Juni 1933 an der Fakultät für Stoffwirtschaft mit dem Prädikat "Gut" zum "Dr. Ing." promoviert.

Aufgrund seiner jüdischen Abstammung war es ihm nicht möglich, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen, sodass er, unter Vermittlung seines Vaters, im Oktober 1933 in die Schweiz ging, um dort an der Technischen Hochschule Zürich bis Oktober 1936 wissenschaftlich zu arbeiten. Anschließend übersiedelte er nach England. An der Universität Reading konnte er sich bei dem Chemiker Dr. Wynne-Jones, der dort einen Lehrauftrag besaß, in physikalischer Chemie weiterbilden.  

Schließlich ging Geert Salomon im September 1938 nach Den Haag in die Niederlande. Er trat dort im nahegelegenen Delft in das neu gegründete Forschungslabor der "Dutch Rubber Growers" ein. Mit seinen Kollegen führte er dort Forschungsarbeiten über Bildung, Struktur, Reaktivität und das mechanische Verhalten von Kautschuk und bestimmten Kunststoffen durch. Viele dieser Studien erwiesen sich als wegweisend für den sich rasch entwickelnden Bereich der Polymerwissenschaft.

Verfolgungsschicksal

Auf Befehl der deutschen Besatzungsbehörden musste Geert Salomon im September 1940  Den Haag verlassen und sich dauerhaft nach Utrecht begeben. Am 23. April 1943 musste er sich nach einem Aufruf der Behörden, der in den Tageszeitungen für die Provinz Utrecht erschien, bei der SS melden. Am gleichen Tag wurde er per Eisenbahn in das Konzentrationslager Hertogenbosch (auch bekannt als "Kamp Vught" bzw. "Lager Vught") deportiert. Am 9. Mai 1943 erfolgte seine Verlegung in das Durchgangslager Westerborg. Schließlich wurde er von dort am 8. September 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seine damalige Verlobte und spätere Ehefrau Christina Olierhoek schrieb später: " Am 23. April 1943 hat er [Geert Salomon, d.V.] in meiner Gegenwart seine Wohnung verlassen und sich von mir begleitet auf das Polizeibüro zur Meldung begeben. Am Bahnhof habe ich ihn dann in einen von der SS bewachten Zug einsteigen sehen. Nachdem ich dann einige Wochen über seinen Aufenthalt im Unsicheren war, erhielt ich durch Vermittlung der jüdischen Selbstverwaltung in Den Haag Nachricht von seinem Aufenthalt im Lager Westerborg. Im September 1944 wurde diese Verbindung unterbrochen."

Nachkriegsleben

Geert Salomon überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt und ging wieder zurück in die Niederlande. Am 16. November 1946 heiratete er in Den Haag seine Verlobte Christina Olierhoek.

Nach dem Krieg trat Geert Salomon in ein neu gegründetes Labor der "Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurwetenschappelijk onderzoek" (TNO) ein, einer halbstaatlichen Organisation für angewandte naturwissenschaftliche Forschung in den Niederlanden. Hier setzte er seine theoretischen und experimentellen Forschungsarbeiten über Kautschuk fort. Geert Salomon war ab den 1950er Jahren auch intensiv journalistisch aktiv. Er war der erste Herausgeber der Fachzeitschrift "Wear" (1957-1968). Diese widmete sich der Förderung grundlegender und angewandter Kenntnisse über die Art des Verschleißes von Werkstoffen. Die Themen reichten von der Entwicklung eines grundlegenden Verständnisses der Verschleißmechanismen bis hin zu innovativen Lösungen für praktische technische Probleme. In seiner Herausgeberfunktion veröffentlichte er ca. 50 Leitartikel und rund 100 Artikel über Reaktionskinetik in der organischen Chemie, Polymerwissenschaft, Kautschukderivate u.v.m. Seine umfangreiche wissenschaftliche Tätigkeit wurde mit einer Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften gewürdigt.

Geert Salomon starb am 7. Januar 1985, seine Ehefrau Christina am 14. Dezember 1988.

Alpenverein

Geert Salomon trat 1926 in den Frankfurter Alpenverein ein. Zur Zeit seiner Anmeldung lebte er in München (Bauerstr. 10), wo er gerade sein Studium begann. Über die für die Aufnahme erforderlichen Bürgen gibt es keine Nachweise. Ob er aktiv am Vereinsgeschehen teilgenommen hat ist nicht bekannt. Im Frühsommer 1953 reiste er mit seiner Ehefrau ins Berner Oberland nach Grindelwald. Ob Geert Salomon hier alpinistisch tätig war, ist nicht bekannt. Nachweise über einen Austritt bzw. Ausschluss aus dem Verein konnten bislang nicht gefunden werden, sodass unklar bleibt, wie lange er Mitglied der Frankfurter Sektion gewesen ist. Nach der im Jahr 1934 beschlossenen Satzungsänderung durften sogenannte "Nichtarier" nicht mehr in der Frankfurter Alpenvereinssektion verbleiben, außer sie waren im Ersten Weltkrieg "Frontkämpfer" oder bereits vor dem Jahr 1914 Mitglied der Sektion. Beides traf auf Geert Salomon nicht zu.