Überblick

Fritz Peters wurde am 16. August 1885 in Ingolstadt geboren. Über seine Kindheit und Jugend haben wir bisher keine Informationen. Seine Ehefrau Charlotte, geb. Lübeck (geb. 24. September 1881) stammte aus Saint Avold (Lothringen). Peters war viele Jahre lang Redakteur beim Frankfurter General-Anzeiger, auch während der NS-Zeit. In die Frankfurter Alpenvereins-Sektion trat er 1921 ein und bekleidete dann jahrelang, bis 1952, führende Funktionen. Er ist Ehrenmitglied unserer Sektion.

Beruf
In einer Eigenanzeige Ende 1935 stellt der Frankfurter General-Anzeiger sich vor und wirbt um die weitere Treue seiner Leserschaft. Quelle: Universitätsarchiv Frankfurt am Main

Uns ist bisher nicht bekannt, welche Funktion genau der Redakteur Fritz Peters beim Frankfurter General-Anzeiger hatte. Die Zeitung wurde von 1876 bis 1943 unter wechselnden Bezeichnungen herausgegeben, sie war zeitweise das auflagenstärkste  Blatt der Stadt. Sie hatte über die Jahre eine breite Leserschaft von Arbeitern bis zum Mittelstand, war lokal orientiert und verfügte über einen großen Anzeigenteil. Während der NS-Zeit gab sie sich unpolitisch angepasst.

Die Nationalsozialisten weiteten gleich 1933 die Medienzensur massiv aus und schafften die Pressefreiheit faktisch ab. Die von ihnen geschaffenen Rahmenbedingungen führten dazu, dass nur diejenigen weiter arbeiten durften, die nicht vom NS-Kurs abwichen.

Am 1. Januar 1934 trat das "Schriftleitergesetz" in Kraft: Danach hieß, wer bisher Redakteur gewesen war, nun "Schriftleiter"; er oder sie musste die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen und einen "Ariernachweis" vorlegen. Ausländer*innen, Deutsche jüdischen Glaubens und Menschen, die mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet waren, durften somit nicht mehr journalistisch arbeiten. Schätzungen zufolge, so die Bundeszentrale für politische Bildung, verloren insgesamt rund 1300 jüdische oder dem Regime aus anderen Gründen mißliebige Journalist*innen ihre Arbeit.

Der Reichsverband der Deutschen Presse, die Fachorganisation der Journalisten und Redakteure, wurde 1933 gleichgeschaltet. Er wurde dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt und als Fachverband der Reichspressekammer angeschlossen. Wer journalistisch arbeiten wollte, musste in die Berufsliste des Reichsverbandes aufgenommen worden sein. Zensur fand somit zu einem wesentlichen Teil schon durch die Selektion der Mitglieder statt.

Fritz Peters war nicht nur einfaches Mitglied im Reichsverband der Deutschen Presse. Er scheint außerdem Funktionen im Verband ausgeübt zu haben, wie aus Unterlagen im Hessischen Hauptstaatsarchiv hervorgeht: So war er offenbar Mitglied des Großen Führerrats sowie Bezirksverbandsleiter im Landesverband Rhein-Main des Reichsverbandes. Die Aufgabe der Landesverbände war, die Einhaltung des Schriftleitergesetzes in ihrem Bereich zu überwachen. Welchen Anteil Peters daran konkret hatte, wird Gegenstand weiterer Recherchen sein.

Darüber hinaus gibt es Hinweise auf Veröffentlichungen von Peters in der "Deutschen Presse", der Mitgliederzeitschrift des Reichsverbandes, denen wir nachgehen.

Im Alpenverein
Auftritt der Sektions-Schuhplattlergruppe 1929 bei einem der beliebten Frankfurter Alpinfeste. Fritz Peters organisierte diese Feste.
Auftritt der Sektions-Schuhplattlergruppe 1929 bei einem der beliebten Frankfurter Alpinfeste. Fritz Peters organisierte diese Feste. Quelle: Archiv der Sektion Frankfurt am Main

Fritz Peters hatte ab Ende der 1920er Jahre bis tief in die Kriegsjahre hinein eine wichtige Funktion in der Sektion. Er stand dem Festausschuss vor und sollte als der Mann in die Vereinsgeschichte eingehen, der in dieser Zeit die immer erfolgreicheren jährlichen Alpenvereinsfeste der Sektion organisierte. Sie wurden zu einem Magneten der Frankfurter Stadtgesellschaft und erreichten teils vierstellige Gästezahlen. Bei den Veranstaltungen traten wiederholt Tiroler Blasorchester sowie Tanz- und Schuhplattlergruppen auf. Peters musizierte auch selbst und scheint einiges Unterhaltungstalent gehabt zu haben. So wird im Nachrichtenblatt 1 (1931) ein geselliges Treffen der neu gegründeten Studentischen Vereinigung geschildert, bei dem Peters "einige Proben köstlichsten bayrischen Humors" zum Besten gegeben und außerdem zusammen mit einem anderen Mitglied "ein paar zünftige Stückchen zu Zither und Laute" gespielt habe.

Ab Mitte der 1920er Jahre übernahm Peters außerdem die Entwicklung und Schriftleitung des neuen Nachrichten-Blattes der Sektion. Er trug damit die redaktionelle Verantwortung für das Nachrichten-Blatt - auch, als es in der NS-Zeit zunehmend von nationalsozialistischen Propaganda durchzogen war.

Im Sektionsvorstand, der ab 1933 "Führerbeirat" hieß und nicht mehr gewählt, sondern vom Sektionsführer bestimmt wurde, hatte Peters bis Kriegsende außerdem das Schriftführeramt inne.

Der Schriftleiter schrieb gelegentlich auch selbst im Nachrichten-Blatt. So findet sich in der Ausgabe vom November 1935 ein mit dem Kürzel "fp" gezeichneter Bericht über die feierliche Einweihung des neuen Sektionshauses in Oberreifenberg. Darin schildert Peters ausführlich die Rede von Sektionsführer Rudolf Seng:

"Schließlich wies Dr. Seng auf das leuchtende Vorbild unseres Führers Adolf Hitler hin, der die Berge über alles liebe und immer wieder in der Bergwelt des Berchtesgadener Landes neue Kraft und Erholung schöpfe für seine gewaltigen Taten. Adolf Hitler sei es gewesen, der den deutschen Sport herausgerissen habe aus der Verflachung und Rekordhascherei Einzelner, und der ihn wieder zu dem gemacht habe, was er eigentlich immer hätte sein sollen: zum Jungbrunnen unseres deutschen Volkes."

Es folgte, so der Autor weiter, ein "dreifaches Sieg Heil".

Ende 1939 findet sich im Nachrichten-Blatt ein schwärmender Bericht Fritz Peters" über die "denkwürdige" Hauptversammlung des DAV im Sommer 1939 in Graz, zu der eigens eine große Frankfurter Delegation angereist war. In dem Text wird die immer stärkere Verschmelzung des Alpenvereins mit nationalsozialistischen Zielen und sein Funktion als Kaderschmiede für die Wehrmacht betont. So lässt Peters ausführlich NS-Reichsminister und Alpenvereinsführer Seyss-Inquart zu Wort kommen:

"Der ganze Mensch, so Dr. Seyss-Inquart, sei hineingestellt in die große Aufgabe, in das Leben der Nation, die gültige Lebensform aber seien der Kampf gegen die Feinde und die innere Bewährung und Durchsetzung. So sei auch der Auftrag zu verstehen, den der Deutsche Alpenverein dadurch bekommen habe, dass er als ausschließlicher Verband der deutschen Bergsteiger das ganze Bergsteigen in Deutschland für alle deutschen Volksgenossen zu verantworten habe. Das Bergsteigen sei […] ein hervorragendes Mittel der weltanschaulichen und politischen Erziehung mit dem Ziel der fortdauernden Sicherung der Nation in ihrem völkischen und des Staates in seinem nationalen Zustand."

Die Annexion und Einverleibung des Sudetengebietes und der litauischen Memelregion durch das NS-Regime wird in dem Artikel propagandistisch verzerrt als "Heimkehr" bezeichnet. Auch lesen die Frankfurter Sektionsmitglieder, dass der Alpenverein "es als eine seiner überragendsten Zielsetzungen (betrachte), den Gebirgstruppen des Heeres einen körperlich geeigneten und bergsteigerisch vorgebildeten Nachwuchs zuzuführen".

Nachkriegszeit
Blieben weiter an der Sektionsspitze: Max Moritz Wirth (r.) und Fritz Peters kurz nach dem Krieg.
Blieben weiter an der Sektionsspitze: Max Moritz Wirth (r.) und Fritz Peters kurz nach dem Krieg. Quelle: Archiv der Sektion Frankfurt am Main

Bei Kriegsende 1945 war Fritz Peters 59 Jahre alt. Inwieweit er danach noch eine Berufstätigkeit ausübte, darüber haben wir bisher keine Informationen – auch nicht über den Verlauf eines Entnazifizierungsverfahrens.

Beim Wiederaufbau der Alpenvereins-Sektion spielte Peters neben Max Moritz Wirth von Anfang wieder eine wichtige Rolle. In der ersten Mitgliederversammlung 1946 wurde er erneut Schriftführer und übernahm ab 1949, als das Nachrichten-Blatt neu erschien, auch wieder dessen Schriftleitung.

Dass der Verein eine außerordentlich große Bedeutung in seinem Leben hatte, wurde deutlich, als das Ehepaar Peters der Sektion 1949 das Erdgeschoss ihres Hauses in der Oberlindau 63 für die Geschäftsstelle und Gruppenräume zur Verfügung stellte. 1950 vermachten die Peters der Sektion im Fall ihres Todes ihr ganzes Haus. Zwei Jahre später legte Fritz Peters seine Ämter aus Altersgründen nieder, wenige Monate darauf verlieh die Sektion ihm die Ehrenmitgliedschaft - für sein jahrzehntelanges Engagement und sein Mäzenatentum.

Fritz Peters starb am 13. März 1964.

Quellen

Archiv der Sektion Frankfurt am Main

Bundeszentrale für politische Bildung: Zum NS-Schriftleitergesetz: Journalisten als Staatsdiener, abgerufen 4.4.22

Hessisches Hauptstaatsarchiv, Steuerakte: HHStAW, 676, 4785, Laufzeit: um 1930-1945

Historisches Museum Frankfurt am Main, Ausstellung „Frankfurt und der NS – eine Stadt macht mit“

Nachrichten-Blätter der Sektion Frankfurt am Main