
Bernhard Salomon wurde am 6. Mai 1855 in Aachen geboren. Beide Eltern, David Salomon (3. Juli 1816 bis 18. Januar 1904) und dessen Frau Amalia, geborene Heymann (17. November 1814 bis 29. August 1904), waren jüdisch. Das Paar war seit dem 13. Mai 1850 verheiratet. Bernhard Salomon hatte noch drei Geschwister: Auguste Emeline, geboren am 21. April 1851 und die am 29. August 1852 geborene Esther Pauline. Sie starb am 27. Dezember 1910. Ein jüngerer Bruder, Carl Leo, starb mit 16 Monaten im März 1858.
Am 11. September 1905 heiratete Bernhard Salomon in Frankfurt am Main die aus einer jüdischen Familie stammende Meta Luise, geborene Eichengrün. Aus dieser Ehe ging der Sohn Geert (1906-1985) hervor. Die Familie wohnte seit 1905 in einem Haus in der Westendstraße 25 in Frankfurt am Main, das Bernhard Salomon im Jahr 1913 kaufen konnte. Sie musste ihr Haus 1940 zwangsweise verlassen. Die letzte Adresse war in der Frankfurter Liebigstraße 53.
Die am 6. Oktober 1869 geborene Meta Salomon war in erster Ehe mit dem 1863 geborenen Rechtsanwalt und Justitiar Wilhelm Silvius Rocholl verheiratet, der im Jahr 1900 im Alter von 37 Jahren starb. Aus dieser Ehe gingen die Tochter Margot (1898-1975) und der Sohn Herbert (1895-1916) hervor. Da sie angeblich keinen "Judenstern" tragen wollte, wurde Meta Salomon, nachdem sie von einer Bekannten denunziert wurde, im März 1942 verhaftet. Sie kam zunächst in das Frauengefängnis nach Frankfurt-Preungesheim und drei Monate später in das Polizeigefängnis. Im Juli 1942 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert (Haftgrund: "Jüdin, politisch"), wo sie am 17. September 1942 starb.
Bernhard Salomon bestand sein Abitur im Juli 1872 am Aachener Realgymnasium. Einer kaufmännischen und technischen Ausbildungszeit von September 1872 bis September 1874 in Berlin und Aachen folgte ein Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule in Aachen, das er im Sommer 1879 zunächst mit dem ersten preußischen Staatsexamen beendete. Daran anschließend arbeitete er als Regierungsbauführer im Dienste der Reichseisenbahnen bis zum März 1883 in Elsass-Lothringen, das damals zum Deutschen Reich gehörte.
Ab dem Sommersemester 1883 bereitete er sich an der Technischen Hochschule in Aachen auf das zweite Staatsexamen vor. Parallel war er an dieser Hochschule auch als Assistent für allgemeinen Maschinenbau und theoretische Maschinenlehre tätig. Nach Ablegen des zweiten Staatsexamens wurde Bernhard Salomon 1886 als Privatdozent habilitiert und wirkte bis zum Sommer 1891 an der Aachener Hochschule als Dozent und Professor für Eisenbahn-Maschinenbau und allgemeinen Maschinenbau.
Im Sommer 1891 beendete er seine universitäre Karriere und trat in die Frankfurter Firma W. Lahmeyer & Co ein, die im Jahr 1893 mit der "Actiengesellschaft für Bau und Betrieb elektrischer Anlagen" fusionierte und fortan unter dem Namen "Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co (EAG)" firmierte. Die EAG befasste sich mit sämtlichen Bereichen der Elektrizitätswirtschaft, u.a. auch mit Planung, Bau und Betrieb von Elektrizitäts- und Wasserkraftwerken. Bereits zwei Jahre nach Eintritt in die Firma wurde Bernhard Salomon Vorsitzender des Vorstands der EAG und 1898 schließlich Generaldirektor. In dieser Funktion entwickelte er sich zu einem der prägendsten Unternehmern der stromerzeugenden Industrie im deutschsprachigen Raum.
Sein unternehmerisches Wirken wurde durch eine Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrungen gewürdigt. Unter anderem verlieh ihm die Technische Hochschule Darmstadt im Mai 1925 ehrenhalber den Titel "Dr. Ing." Anlässlich seines 75. Geburtstages, den er am 6. Mai 1930 beging, verlieh ihm die Stadt Frankfurt am Main die Ehrenplakette der Stadt "in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete der deutschen Elektrowirtschaft, insbesondere um die Förderung des Frankfurter Wirtschaftslebens".
Bernhard Salomon trat im Jahr 1933 im Alter von 78 Jahren in den Ruhestand, behielt aber noch Aufsichtsratsmandate bei der Fa. Lahmeyer und mehrerer ihrer Tochtergesellschaften. In einem Bericht, der dem Geschäftsbericht des Jahres 1932/33 beigefügt war, schrieb der Aufsichtsrat der Fa. Lahmeyer anlässlich des Ausscheidens Salomons: "Herr Generaldirektor Professor Dr. B. Salomon hat gebeten, mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter mit der diesjährigen Generalversammlung aus dem Vorstand unserer Gesellschaft ausscheiden zu dürfen. Länger als 40 Jahre hat Herr Professor Dr. Salomon in leitender Stellung im Vorstand unserer Gesellschaft deren Geschäfte geführt und durch unermüdliche tatkräftige Arbeit hervorragende Kenntnisse und Pflichterfüllung nicht nur uns und unseren Tochtergesellschaften große Dienste geleistet, sondern auch in der Elektrizitätswirtschaft Deutschlands Bahnbrechendes geschaffen. Zur Erhaltung seiner wertvollen Mitarbeit auch in Zukunft schlagen wir seine Zuwahl in den Aufsichtsrat vor."
In zwei Briefen aus dem Jahre 1936 wurde Bernhard Salomon von einem Vorsitzenden des Aufsichtsrates mehrerer der Lahmeyer-Tochtergesellschaften aufgefordert, "aus Gründen der Rasse", sämtliche Aufsichtsratsposten umgehend niederzulegen. Bernhard Salomon kam dieser Aufforderung offenbar nach; sein Ausscheiden aus den von ihm vertretenen Gesellschaften erfolgte noch im gleichen Jahr.
Gemäß eines Vertrages aus dem Jahre 1927 verpflichtete sich die Fa. Lahmeyer, im Falle des Ausscheidens Bernhard Salomons aus der Firma, zur Zahlung einer jährlichen Pension in Höhe von 80.000 Reichsmark. Im Jahre 1937, Bernhard Salomon war seit vier Jahren im Ruhestand, verlangte die Fa. Lahmeyer von ihm, sich mit der Reduzierung seiner Pensionszahlungen auf nunmehr nur noch 36.000 Reichsmark jährlich einverstanden zu erklären. Dies lehnte er ab, worauf Lahmeyer einen Prozess anstrengte, der mit einem Vergleich endete, nach welchem die Pension ihres ehemaligen Vorstandschefs auf 50.000 Reichsmark reduziert wurde. Im April 1941 beantragte die Fa. Lahmeyer beim Reichswirtschaftsgericht Berlin eine anderweitige Regelung der vermögensrechtlichen Ansprüche Bernhard Salomons mit dem Erfolg, dass die Schiedsstelle des Reichsverwaltungsgerichts mit Entscheidung vom 20. Oktober 1941 die vermögensrechtlichen Ansprüche Salomons und seiner Ehefrau Meta für erloschen erklärte und die Fa. Lahmeyer daraufhin sämtliche Zahlungen an Bernhard Salomon einstellte. Seine finanzielle Lage war daraufhin äußerst prekär.
In einer kurzen Nachricht an eine Verwandte schrieb er am 20 Juni 1942: "Ich komme vielleicht mit einer unmöglichen Bitte zu Dir, aber ich bin in einer verzweifelten Lage – es wird wohl auch die letzte Bitte sein. Könntest Du heute vormittag einmal für eine ¼ Stunde zu mir kommen. Ich wäre Dir sehr dankbar."
Wir wissen nicht, wie seine letzte Bitte lautete; 6 Tage nach dem Verfassen dieser Zeilen und drei Monate nach der Verhaftung seiner Ehefrau Meta durch die Gestapo, starb Bernhard Salomon am 26. Juni 1942 im Alter von 87 Jahren in Frankfurt am Main.
Bernhard Salomon trat der Sektion Frankfurt am Main im Jahre 1900 bei. Da er im Mitgliederverzeichnis von 1925 mit Beitrittsjahr 1900 vermerkt ist, hat Bernhard Salomon der Frankfurter Sektion trotz Weltkrieg und Hyperinflation die Treue gehalten. Über Aktivitäten in der Sektion oder über alpine Unternehmungen liegen uns aufgrund fehlender Quellen gegenwärtig keine Informationen vor. Es gibt bisher auch keine Nachweise über einen Austritt oder einen Ausschluss aus der Frankfurter Sektion. Da er seit der Jahrhundertwende Mitglied der Sektion war, hätte er nach der zu Beginn des Jahres 1934 beschlossenen Satzungsänderung weiterhin in der Sektion bleiben können.
Quellenangaben
Institut für Stadtgeschichte (ISG) Frankfurt am Main S1/273, Nr. 959 und S1/273, Nr. 961 sowie S2 9287, 51/73 Sig. 5.607 und 5.628
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 519/3 Nr. 6393 und Abt. 518 Nr. 33524