Familie
Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1920, S. 451 (Ausschnitt).

Alma Levi wurde am 20. Februar 1859 in Darmstadt als Tochter des aus Worms stammenden Elias Levi (1819-?) und der Frankfurterin Ernestine Louise Levi, geb. Oppenheim (1834-?), geboren. Beide Eltern waren jüdisch.

Alma heiratete den 1854 in Frankfurt am Main geborenen Juden Saly Rosenbaum. Dessen Vater Samuel Rosenbaum stammte aus Königstein im Taunus (1821-1889), während dessen Mutter Jette, geb. Cahn (1825-1887), ebenfalls eine Frankfurterin war. Saly Rosenbaum betrieb zeitweilig mit seinem Bruder Louis Rosenbaum, späte alleine die 1866 gegründete Firma "Rosenbaum & Sohn". Hierbei handelte es sich um eine im Jahr 1890 in der kleinen Obermainstraße 14/16 gelegene Firma für Bauholz, Bretter und Parquetten sowie Kohlen und Brennholz, die einen Lagerplatz in der Uhlandstraße 15/17 hatte. Im Jahr 1900 wurde diese Firma in Mahlau`s Frankfurter Adressbuch mit "Sägewerk, Holzhandlung, Parquetten, Fassdauben, ausländische Hölzer" beschrieben.

Alma und Saly Rosenbaum hatten eine Tochter namens Martha, die am 24. September 1885 in Frankfurt geboren wurde. Damals wohnte die Familie in der Uhlandstraße 40, also im stark jüdisch geprägten Ostend. Martha heiratete im Juni 1923 in Frankfurt den "königlich-bayrischen Kaufmann" und Oberstleutnant a. D. Freiherr Eduard Oskar Wilhelm von Brück, einen Christen, der 1914 geschieden worden war. Im Mai 1924 wurde ihr Sohn Karl-Heinrich Ralf Eduard von Brück in Frankfurt geboren. Ihr Mann starb bereits im April 1928 in Frankfurt am Main. Alma Rosenbaum lebte bis zuletzt in der Gutleutstraße 21 in Frankfurt.

Rolle in der Sektion
Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Nr. 1 vom Januar 1930, S. 12 (Ausschnitt).

Laut Mitgliederverzeichnis der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 1925 war Alma Rosenbaum bereits 1879 in die Sektion eingetreten. Allerdings wird in den alten Mitgliederverzeichnissen, etwa aus den Jahren 1904 und 1911, nur ein S. Rosenbaum genannt, also ihr Ehemann Saly Rosenbaum. Der war tatsächlich in der Sektion aktiv. So hat er noch im März 1911, also im Alter von 57 Jahren, zusammen mit Carl Barth eine Wanderung durch den Odenwald, und zwar von Großumstadt über Breuberg, Otzberg und Zipfen nach Wiebelsbach, geführt.

Im Jahresbericht der Frankfurter Sektion von 1912 wird dann neben Saly Rosenbaum auch die Tochter Martha Rosenbaum als Mitglied genannt, nicht jedoch Alma Rosenbaum. Auch Martha war in den Alpen bergsteigerisch aktiv. Der Frankfurter Jahresbericht von 1913 vermerkt unter "Fräulein Martha Rosenbaum" in den Dolomiten die Überschreitung des Großen Fermedaturms (2873m) in der Geislergruppe und die Überschreitung der Kleinen Tschierspitze (auch Cirspitze, 2520m) sowie die Besteigung des zweiten und dritten Sellaturms (2598m und 2696m).

Nach dem Ersten Weltkrieg finden wir im ersten überlieferten Mitgliederverzeichnis von 1925 nur Alma Rosenbaum als Mitglied der Sektion genannt. Dies dürfte zum einen daran liegen, dass Saly Rosenbaum vermutlich im Jahr 1923 verstorben ist. Denn ab dem Frankfurter Adressbuch des Jahres 1924 ist Alma Rosenbaum als Witwe, wohnhaft in der Gutleutstraße 21, vermerkt. Auch Martha Rosenbaum erscheint nach ihrer Heirat nicht unter "von Brück" im Mitgliederverzeichnis von 1925, sodass sie während oder kurz nach dem Ersten Weltkrieg aus der Sektion ausgetreten sein wird.

Alma Rosenbaum unterstützte die Sektion Frankfurt am Main mit kleinen Beträgen. Zum Beispiel spendete sie im Zuge der Weihnachtsspenden 1929 3 RM für arme Kinder im Kaunertal, also dem Frankfurter Sektionsgebiet in Tirol. Laut Nachrichten-Blatt vom Januar 1930 hat "A. Rosenbaum" zudem 3 RM für den Neubau der Rauhekopfhütte gespendet. In welcher Weise sie an den Veranstaltungen der Sektion teilgenommen hat, können wir zurzeit nicht sagen. Wir wissen auch nicht, ob sie 1933 oder später aus der Sektion ausgetreten oder ausgeschlossen wurde. Als Jüdin, die sehr wahrscheinlich erst 1923 der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins beigetreten ist, konnte sie spätestens nach der Einführung des sogenannten "Arierparagrafen" im Februar 1934 nicht mehr Mitglied bleiben. Daher wurde sie auf der Jahreshauptversammlung im Februar 1937 – anders als der jüdische Arzt Dr. Rudolf Schild – nicht unter den Verstorbenen des Jahres 1936 genannt, denen ein treues Gedenken bewahrt werden sollte.

Verfolgungsschicksal

Alma Rosenbaum lebte während der nationalsozialistischen Zeit weiterhin in der Gutleutstraße 21. Das Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main vom Februar 1936 vermerkt auf S. 192, dass Alma Georgine Rosenbaum, geb. Levi, wohnhaft in der Gutleutstraße 21, im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Dies belegt, dass sie bis zum Schluss Mitglied der Jüdischen Gemeinde gewesen ist.

Über das Schicksal ihrer Tochter Martha von Brück liegen uns keine genauen Kenntnisse vor. Ihr christlicher Ehemann war bereits 1928 verstorben, sodass sie als Jüdin mit einem christlich getauften Kind einer Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war. Ihr Sohn Karl-Heinrich hat die Verfolgung – er galt im NS-Staat als sogenannter "Mischling 1. Grades" – überlebt und im Mai 1945 in Leipzig die Christin Elisabeth Rückert geheiratet. Er verstarb im Jahr 1993 in Berlin.

Quellen und Literatur

Jahresberichte der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Geni.com, Eintrag zu Alma Georgine Rosenbaum (Levi), online abrufbar

Adressbücher der Stadt Frankfurt am Main, online abrufbar