Familie

Rosa Michel wurde 25. August 1897 in Hettenleidelheim (Pfalz) als Tochter des Kaufmanns Heinrich Michel (geb. 1871 in Hettenleidelheim) und Anna Michel geboren. Beide waren jüdisch. Zu dieser Zeit lebten nur noch 12 Juden in dem Dorf, vor allem Mitglieder der Großfamilie Michel. Allerdings löste sich die Israelitische Kultusgemeinde Hettenleidelheim 1896 auf. Im Jahr 1912 lebte Heinrich Michels Familie bereits in Eisenberg (Pfalz). Rosa Michels Vater wohnte sodann um 1933 in der Hostatostraße 28 in Höchst am Main, seit 1928 ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Später finden wir ihn im Frankfurter Stadtteil Unter-Liederbach im De-Ridder-Weg 5, nur wenige Hundert Meter von seiner Höchster Wohnung entfernt.

Rosa Michel heiratete den 1888 in Massenheim (heute Hochheim am Main, Hessen) geborenen Juden Julius Schwarzschild. Beide hatten mindestens ein Kind. Rosa lebte mit ihrem Ehemann in Eisenberg (Pfalz), also dem Wohnort ihrer Familie vor dem Ersten Weltkrieg. Julius Schwarzschild betrieb dort eine Metzgerei. Im Jahr 1938 zog das Ehepaar nach Frankfurt am Main, um der Judenverfolgung im Dorf zu entgehen.

Rolle in der Sektion

Laut Jahresbericht der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 1914 ist Rosa Michel 1913 Sektionsmitglied geworden. Da sie im Mitgliederverzeichnis von 1925 ebenfalls mit diesem Eintrittsjahr verzeichnet ist, wird sie auch während und nach dem Ersten Weltkrieg Mitglied der Sektion gewesen sein.

Ob sie nach ihrem Umzug nach Eisenberg (Pfalz) noch an Veranstaltungen der Frankfurter Sektion teilgenommen hat, ist unwahrscheinlich. Da sie vor 1914 Mitglied der Sektion Frankfurt geworden ist, konnte sie trotz der Einführung des sogenannten "Arierparagrafen" im Februar 1934 Mitglied der Sektion bleiben. Allerdings finden wir sie nicht unter den Empfängern der Auszeichnung für 25 Jahre Mitgliedschaft in der Sektion Frankfurt am Main. Daher muss sie vor 1938 aus der Sektion ausgetreten oder doch ausgeschlossen worden sein.

Verfolgungsschicksal
Eintrag für Rosa Schwarzschild, geb. Michel, im Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945.

Rosa Schwarzschild, geb. Michel, wurde zusammen mit ihrem Ehemann Julius Schwarzschild im September 1942 aus Frankfurt am Main nach Raasiku bei Reval deportiert und dort ermordet. Julius Schwarzschild war zuvor bereits im Zusammenhang mit den Novemberpogromen 1938 verhaftet und vom 12. November bis 16. Dezember 1938 im KZ Dachau inhaftiert worden. Zurzeit wissen wir nicht, ob das Kind von Rosa und Julius Schwarzschild der nationalsozialistischen Judenverfolgung entkommen konnte.

Ihr Vater Heinrich Michel wurde am 1. September 1942 aus Frankfurt am Main nach Theresienstadt deportiert und von dort bereits am 29. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet. Der Onkel Theodor Michel (geb. 1868 in Hettenleidelheim) konnte mit seinen Kindern Heinrich (1895-1944), Auguste Michel (1896-1990) und Gottfried Karl (1901-1993) in die USA auswandern. Er verstarb im Mai 1945 in New York City im Alter von 77 Jahren. Seine Ehefrau Johanna Michel, geb. David, war bereits im Januar 1934 in Heppenheim verstorben.

Gustav Schwarzschild, der ältere Bruder ihres Ehemannes, wurde im Juni 1942 aus Frankfurt am Main deportiert. Allerdings ist unklar, in welchem Vernichtungslager er ermordet wurde. Laut Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung ist er entweder nach Majdanek oder Sobibor deportiert worden. Gemäß seines Eintrags auf geni.com ist er jedoch nach Auschwitz deportiert worden.

Die jüngere Schwester Martha Schwarzschild, verheiratete Baum, wurde bereits im Oktober 1941 aus Frankfurt am Main in das deutsche Getto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Sie ist sehr wahrscheinlich dort aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen ums Leben gekommen. Ihre 1903 in Hasselbach geborene Tochter Amanda (Alma) Baum, verheiratete Adler, ist wie Rosa Schwarzschild im September 1942 aus Frankfurt am Main nach Raasiku bei Reval deportiert und dort ermordet worden. Ihr 1911 in Höchst am Main geborener Sohn Berthold Baum konnte in die USA auswandern und hat dort im August 1941 in Brooklyn, New York City, Hilde Eberhardt geheiratet.

Dem ältesten Bruder Siegfried Schwarzschild gelang hingegen zusammen mit seiner Ehefrau Rina, geb. Emmerich, die Auswanderung in die USA. Er ist im März 1956 in Paramus (New Jersey) verstorben, sie dort im Juli 1968.

Quellen und Literatur

Jahresberichte der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Geni.com, Eintrag zu Rosa Schwarzschild (Michel)

Bernhard Kukatzki: Die Synagoge in Wattenheim. Bethaus für Juden der Dörfer Wattenheim, Hettenleidelheim, Hertlingshausen, Eisenberg, Altleiningen, Carlsberg und Ramsen. Landau 1995.