Hier ist bald mehr zu lesen! Wir sind noch dabei, das Schickal von Prof. Dr. Karl Herxheimer zu dokumentieren.
Prof. Dr. Karl Herxheimer war ein angesehener Dermatologe und langjähriges Mitglied des Alpenvereins. Geboren am 26. Juni 1861 in Wiesbaden war er ein Sohn von Hermann und Jeanette Herxheimer. Seine Familie war, wie er selbst, jüdischen Glaubens. Sein Vater ist Landesrabbiner von Anhalt-Bernburg gewesen. Herxheimer studierte in Freiburg, Würzburg und Straßburg Medizin. Nach seiner Promotion und dem Staatsexamen arbeitete er eine Zeit lang in Breslau und Frankfurt am Main, wo er sich schließlich als Facharzt für Hautkrankheiten niederließ. Nach dem Tod seines Bruders Dr. med. Salomon Herxheimer übernahm er dessen Hautklinik und leitete sie bis 1914. Bereits 1907 führte er den Professorentitel, 1914 besetzte er den ersten Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, 1917 wurde er Dekan der Medizinischen Fakultät. Herxheimer selbst hatte die Gründung der Frankfurter Universität vorangetrieben, war er doch um die Jahrhundertwende Teil des Personenkreises rund um den Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes. 1930 ging er, nach einer höchst produktiven wissenschaftlichen Zeit an der Universität, zahlreichen wegweisenden Publikationen und einer langjährigen erfolgreichen Tätigkeit als Hautarzt, in Pension.
Schon 1933 wurde ihm nahegelegt, Frankfurt zu verlassen, was der inzwischen doch betagte Herxheimer jedoch trotz zunehmender Ausgrenzung aus dem öffentlichen und sozialen Leben ablehnte. Prof. Dr. Karl Herxheimer wurde am 27. August 1942 im Alter von 82 Jahren nach Theresienstadt deportiert. Erich Pfeiffer-Belli, der als Kind wiederholt von Karl Herxheimer behandelt wurde, berichtet darüber in seiner Autobiografie:
"Es war im August 1942 an der Hauptwache, im Herzen der so herzlos gewordenen Stadt, daß der Einundachtzigjährige, obwohl sichtbar müde und doch in ungebeugter Haltung groß wirkende Professor Herxheimer und seine Frau, die klein und zierlich war, wie verloren, wie nicht mehr wirklich im mittäglichen Getriebe standen. Sie trugen altmodische kleine Ledertaschen und auf den Mänteln den gelben Judenstern, auf ihrer Brust hing ein Pappschild mit irgendeiner Nummer für den Bahntransport nach dem Osten. Ich grüßte die beiden Alten mit dem gelben Stern; überrascht und ängstlich-verwirrt erwiderten sie meinen Gruß, es gehe zu leichter Arbeit in ein nicht weit gelegenes Lager, sagten sie hoffnungsvoll und fügten fürsorglich hinzu: 'Bleiben Sie nicht stehen, es könnte Ärger für Sie geben.'"
Nur wenige Monate später, am 6. Dezember 1942, starb Prof. Herxheimer an Unterernährung und Dysenterie in Theresienstadt. Sein Grabstein befindet sich auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt.
Karl Herxheimer trat der Frankfurter Sektion des Deutschen Alpenvereins im Jahr 1905 bei. 1930 erhielt er das silberne Ehrenabzeichen für die 25-jährige Mitgliedschaft.
Weitere Informationen findest Du hier in Kürze.
Quellen und Literatur
Stolperstein für Karl Herxheimer, online abrufbar
Frankfurter Personenlexikon: Karl Herxheimer, online abrufbar
Jüdische Pflegegeschichte, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med. Dr. med h.c. Karl Herxheimer, online abrufbar
Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main, Heft 3 vom März 1930
Bildnis von Prof. Herxheimer von Ottilie W. Roederstein, 1911, Städel Museum Frankfurt
Erich Pfeiffer-Belli: Junge Jahre im alten Frankfurt und eines langen Lebens Reise. Wiesbaden und München 1986.