Arthur Bloch ist am 2. Juli 1880 als Kind des Fabrikanten Rafael Bloch und von Pauline Bloch, geb. Mayer, in Worms geboren worden. Laut des Wormser Adressbuches aus dem Jahr 1880 wohnte die Familie damals am Paradeplatz 4, heute Ludwigsplatz. 1920 heiratete Arthur Bloch die am 3. September 1891 in Berlin geborene Else Hedwig Israel. Im folgenden Jahr wurde ihr Sohn Peter Rafael Bloch in Frankfurt am Main geboren. Die Familie wohnte damals und bis zu ihrer Auswanderung im Jahr 1939 in der Lindenstraße 39. Dort lebte sie in gutbürgerlichen Verhältnissen. Die Eltern hatten eine Kunstsammlung, die zum Beispiel ein Gemälde von Canaletto, je eine Arbeit von Max Slevogt und Lesser Ury sowie ostasiatische Kunst enthielt. Obgleich die Blochs jüdisch waren, feierten sie nach Auskunft von Peter Bloch auch Ostern und Weihnachten.
Else Hedwig Israel war die Tochter des 1848 in Berlin geborenen Prof. Dr. med. James Adolf Israel (1926 in Berlin verstorben) und der 1854 in Danzig geborenen Meta Goldstein (1930 in Berlin verstorben) und gehörte zu einer Familie, aus der zahlreiche berühmte jüdische Ärzte stammten. Ihr 1881 in Berlin geborener Bruder Prof. Dr. Wilhelm James Adolf Israel war Medizinier und Privatdozent für Urologie und Chirurgie in Berlin. Er wanderte nach Großbritannien aus, wo er 1959 in London verstarb. Auch der 1883 geborenen Bruder Prof. Dr. Arthur James Israel ist als Arzt tätig gewesen. Er war bis 1933 Professor der Chirurgie und zugleich Chefarzt am Israelitischen Krankenhaus in Berlin, danach bis 1940 am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg tätig, bevor ihm die Auswanderung in die USA gelang. Dort, und zwar in New York City, betrieb er bis 1959 eine Praxis und ging dann nach München, wo er 1969 verstarb.
Else Hewig Bloch hatte aus einer früheren Beziehung mit Felix Bonnet (früher Czapski) bereits ein Kind: Werner Czapski (1912-1974), der zuerst in Berlin und zuletzt von 1935 bis 1939 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich studierte. Felix Bonnet war Möbelfabrikant, Innenarchitekt und Kunsthändler. Er ist Mitbegründer und im Präsidium der 1928 gegründeten Deutsch-Französischen Gesellschaft gewesen. 1936 wanderte er zusammen mit seiner dritten Ehefrau Elisabeth Bonnet in die USA aus. In Chicago leitete er das Büro von Mies van der Rohe. Er starb dort 1955. Werner Czapski ist ebenfalls in den USA verstorben. Else Hedwig Bloch starb im März 1988 in New York City, während der Sohn Peter dort 20 Jahre später, nämlich im Juli 2008, verstarb.
Arthur Bloch studierte Medizin in München und Berlin und promovierte an der Universität München. Seine Dissertation veröffentlichte er im Jahr 1903 in München bei C. Wolf & Sohn unter dem Titel "Metastatische Eiterungen als Folge von Bronchialerkrankungen". Seit 1910 lebte Dr. Arthur Bloch in Frankfurt am Main. Das Frankfurter Adressbuch des Jahres 1911 führte ihn als Chirurg für Erkrankungen der Nieren und Harnwege in der Bockenheimer Anlage 50. Er arbeitete am Krankenhaus des Vaterländischen Frauenvereins und war an der Ausbildung von Krankenschwestern beteiligt. Zugleich hat er in medizinischen Fachorganen veröffentlicht, zum Beispiel in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, Band 40 von 1914, einen Artikel zusammen mit anderen "Zur sekundären Koli-Infektion des Nierenbeckens". Im Ersten Weltkrieg diente Arthur Bloch als Stabsarzt an der Westfront.
Bis zu seiner Entlassung im Jahr 1933 war Arthur Bloch Chefarzt des Krankenhauses des Vaterländischen Frauenvereins in der Eschenheimer Anlage und betrieb dann bis Oktober 1938 eine Privatpraxis in der eigenen Wohnung. Nach Auskunft seiner Frau Else Bloch war er zudem zuerst in einer Klinik in Frankfurt-Sachsenhausen tätig. Als diese schloss, ging er an das Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt in der Gagernstraße, wo er ab Januar 1937 als stellvertretender Chefarzt und ab Oktober 1937 als Chefarzt der Urologischen Abteilung tätig gewesen ist.
Nach der Auswanderung konnte Dr. Arthur Bloch nicht mehr als Arzt arbeiten. Gemäß Zeugenaussagen aus dem Wiedergutmachungsverfahren durfte er in Belgien nicht als Arzt tätig sein und musste daher vom Verkauf von Wertgegenständen leben.
In den Jahresberichten der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins für die Jahre 1911 bis 1914 ist Dr. med. Arthur Bloch als Mitglied mit Eintrittsjahr 1911 verzeichnet. In den Frankfurter Adressbücher der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird er erstmals 1911 (und bis 1920) mit der Adresse Bockenheimer Anlage 50, 2. Stock, und als Chirurg für Erkrankungen der Nieren und Harnwege geführt.
In der 1925 publizierten Übersicht der Mitglieder für die Jahre 1919-24 fehlt Arthur Bloch hingegen. Es ist gegenwärtig unklar, wann genau (nach 1914, aber vor 1925) und warum er aus der Sektion ausgetreten ist. Da er unter den Neueintritten seit 1926 ebenfalls nicht ermittelt werden konnte, gehen wir zurzeit davon aus, dass Dr. Arthur Bloch und/oder seine Ehefrau Else Hedwig Bloch bis 1933 nicht mehr Mitglied der Frankfurter Sektion geworden sind. Allerdings konnten wir wenige Hefte des Frankfurter Nachrichten-Blattes nicht einsehen, sodass hier noch keine Gewissheit herrscht.
Sein Sohn Peter berichtet, dass die Familie Urlaub etwa auf der Insel Sylt gemacht hat, aber er erwähnt keinen Urlaub in den Alpen. Bei Familienausflügen mit dem Auto rund um Frankfurt nennt er Kirchen und Burgruinen, aber nicht die Besteigung des Feldbergs oder anderer Taunusgipfel. Daher scheint die Familie in den 1920er und 1930er Jahren keine regelmäßigen Wanderungen in den deutschen Mittelgebirgen oder in den Alpen unternommen zu haben.
Das Interesse Arthur Blochs an Gebirgen zeigt sich jedoch auch noch bei der Auswanderung. Auf einer Liste von Büchern, die zur Auswanderung eingepackt wurden, findet sich die 1930 veröffentlichte Reportage von Walter Mittelholzer über seinen "Kilimandjaro Flug" und der Bericht von Arnold Nolden (eigentlich: Wilhelm Pferdekamp) über "Afrika beginnt hinter den Pyrenäen. Durch Städte in Spaniens Wüste", 1932 in Berlin veröffentlicht. Allerdings beschlagnahmte die Gestapo das Auswanderungsgut der Blochs in Rotterdam im Jahr 1944.

Dr. med. Arthur Bloch verlor bereits 1933 als Jude seine Position als Chefarzt am Krankenhaus des Vaterländischen Frauenvereins, heute Teil der Maingau-Klinik, und betrieb ab dieser Zeit eine Privatpraxis in seiner Wohnung in der Lindenstraße 39. Er ging vor den Novemberpogromen 1938 mit der Hilfe eines Besuchsvisums in die Niederlande, um für die übrigen Familienmitglieder Visa zu organisieren. Daher wurde er am 10. November 1938 nicht verhaftet und in ein KZ verschleppt. Er konnte aber nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Stattdessen gelang es, ein Visum für Belgien zu erhalten. Daher lebte die Familie ab 1939 in Belgien. Der Sohn Peter ging zuerst im April 1939 nach England und später von dort nach Belgien zu seinen Eltern.
Im Juli 1942 flüchtete Peter Bloch in die Schweiz. Seine Eltern tauchten nach dem Beginn der Massendeportationen durch die deutschen Besatzungsorgane im August 1942 in Brüssel unter und lebten fortan im Versteck, allerdings getrennt voneinander. Dr. Arthur Bloch wurde schließlich im Juli 1943 entdeckt, von den Deutschen verhaftet und ins deutsche Konzentrations- und Sammellager Mechelen (Malines) gebracht. Peter Bloch berichtet 1994, dass er dort noch am Einlieferungstag von SS-Wachleuten gehängt wurde. Entsprechend ist auf dem Totenschein von Juli 1943 "Tod durch Erhängen" vermerkt. Allerdings ist in einem Bescheid des Wiedergutmachungsverfahrens aus dem Jahr 1955 vermerkt, dass er durch "Freitod" aus dem Leben geschieden sei. Da der Rechtsanwalt der Blochs in den Wiedergutmachungsverfahren von Erhängen durch die Gestapo spricht, ist davon auszugehen, dass Arthur Bloch ermordet wurde und nicht Selbstmord begangen hat.
Frau Else Bloch überlebte die Judenverfolgung im Versteck. Sie und ihr Sohn wanderten 1949 aus Brüssel in die USA aus, da sie in Belgien keine Arbeitserlaubnis bekamen.
Quellen und Literatur
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW Abt. 518, Nr. 20221 und Abt. 519/3, Nr. 12735 und 14446
Arthur Bloch: Metastatische Eiterungen als Folge von Bronchialerkrankungen. München C. Wolf & Sohn. Univ. Diss. 1903.
Arthur Bloch (Mitwirkender): Zur sekundären Koli-Infektion des Nierenbeckens. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift Bd. 40 (1914), Nr. 6, S. 276-280.
Eintrag zu Arthur Bloch im Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, online einsehbar
Peter Bloch Collection im Center for Jewish History in New York City, online einsehbar
Stolpersteine für Arthur, Else und Peter Bloch, online über frankfurt.de einsehbar
Informationen zu Peter Bloch, online einsehbar über die I.E.-Lichtigfeld-Schule in Frankfurt am Main
Peter Bloch: My Mother's Salon. Recollections. Frankfurt am Main 2011.
Peter Bloch: When I was Pierre Boulanger. A Diary in Times of Terror. Ohne Ort, ohne Jahr.
"Auf wundersame Weise dem Tode entronnen..." Peter Bloch (New York) im Historischen Museum Frankfurt am Main. Anne Frank-Spurensuchprojekt '94 (=Merksteine 1, Schriftenreihe des Vereins Jugendbegegnungsstätte Anne Frank e.V.). Frankfurt am Main 1994.
Peter Bloch: Wie ich das Pogrom erlebte. In: Gottfried Kößler u.a. (Hrsg.): ...daß wir nicht erwünscht waren. Novemberpogrom 1938 in Frankfurt am Main. Berichte und Dokumente. dipa-Verlag Frankfurt 1993, S. 141-147.