„Meine drei älteren Brüder meldeten sich sofort freiwillig zum Heeresdienst […] Ich bin Frontkämpfer. Ich wurde als Gardist am 25.7.18 [...] an Hals, Arm und Seite schwer verwundet.“
Dr. Robert Rosenburg
Gesuch um Zulassung als jüdischer Rechtskonsulent
1938
Familie

Dr. Robert Rosenburg wurde am 11.03.1899 in Karlsruhe geboren. Seine im August 1868 geborene Mutter Lilli Rosa Rosenburg (geb. Benjamin) stammte aus Darmstadt und war die Tochter des Bankiers Samuel Benjamin und von Johanna Benjamin, geb. Heichelheim. 1889 heiratete Lilli Roberts Vater, den Bankier William Rosenburg. Dieser war in Baltimore geboren und hatte die amerikanische Staatsbürgerschaft, er starb bereits 1911. Die Familie lebte ab 1902 in Frankfurt. Die Mutter war Eigentümerin der Villa Schumannstraße 36 mit 21 Zimmern, in der sie ab 1906 zusammen mit Robert lebte. Die Familie besaß zahlreiche Antiquitäten, Teppiche und Kunstgegenstände.

Robert Rosenburg selbst war ledig und hatte drei Brüder. Richard Rosenburg fiel mit 18 Jahren 1914 als amerikanischer Staatsbürger im 1. Weltkrieg. Albert Rosenburg war Chirurg und starb 1935. Seine Ehefrau Bebel Rosenburg, konnte mit ihrer 1933 geborenen Tochter Inge Ruth Sarah Rosenburg nach Argentinien auswandern. Gustav Rosenburg, ebenfalls Chirurg, ist 1935 in die USA ausgewandert und arbeitete in den 1940er Jahren als Senior Clinical Assistant im Mount Sinai Hospital, dem ältesten jüdischen Krankenhaus in New York City.

Ausbildung und Beruf

Robert Rosenburg besuchte ab 1905 die Wöhlerschule, wo er sein Abitur 1917 absolvierte. 1932 wurde er zum Ersten Vorsitzenden des Wöhlerschulvereins gewählt, 1933 Ehrenvorsitz. Während des Ersten Weltkriegs kämpfte er an der Front und wurde als Gardeinfanterist am rechten Arm und an der rechten Hüfte verwundet.

Robert Rosenburg studierte in Würzburg und Marburg Jura. Seine Referendarausbildung absolvierte er unter anderen in der Kanzlei von Justizrat Dr. Martin Mayer und Dr. Albert Erlanger, der 1926 krankheitsbedingt ausschied, in Frankfurt. Dort trat er nach dem Zweiten Staatsexamen und der Zulassung zur Anwaltschaft am Amts- sowie am Landgericht Frankfurt 1926 als Partner ein und übernahm die Kanzlei nach dem Rückzug von Justizrat Dr. Mayer 1933 allein. Büroadresse Lorey-Haus in der Schillerstraße 16. Die Kanzleiräume - drei jeweils rund 50 Quadratmeter große Büroräume sowie zwei kleinere Zimmer - mussten 1935 geräumt werden.

Zeit im Alpenverein

Über Dr. Robert Rosenburgs Zeit im Alpenverein ist leider wenig bekannt. Er trat 1923 in die Frankfurter Sektion ein. Zu einer Zeit also, in der er noch in Würzburg und Marburg Jura studierte. Offenbar fühlte er sich jedoch seiner Heimatstadt Frankfurt verbunden und sah hier auch seine persönliche wie berufliche Zukunft.

Verfolgung und Tod

Verfolgungsbedingt musste er die großzügigen Kanzleiräume in der Schillerstraße aufgegeben. Es erfolgte der Umzug an den Börsenplatz 1/I - wo nurmehr drei kleinere Räume vorhanden waren. Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurden die Kanzleiräume laut Zeugenaussage der ehemaligen Bürovorsteherin in den Entschädigungsakten von der Geheimen Staatspolizei durchsucht und Dr. Robert Rosenburg in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Er hatte die Häftlingsnummer 26103.

Am 30. November 1938 erfolgte schließlich der Ausschluss aus der Anwaltschaft. Dr. Robert Rosenburg arbeitete dann bis zum Oktober 1941 unter der diskriminierenden Bezeichnung „Konsulent“ ausschließlich für jüdische Klienten im Bereich Devisensachen, nun von seiner Wohnung aus.

Mutter und Sohn entrichteten zwangsweise „Judenvermögensabgabe“ in Höhe von mindestens 53.854,86 Reichsmark durch Hingabe von Aktien und Bankguthaben. Aufgrund der „Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ wurden Dr. Robert Rosenburg und seiner Mutter zusätzlich Bankguthaben von 12.611,19 Reichsmark, inländische Wertpapiere im Wert von mindestens 55.762 Reichsmark sowie ausländische Wertpapiere mit unbekanntem Wert zu Gunsten des Reiches entzogen.

Am 1. Oktober 1941 erfolgte der erzwungene Umzug aus der eigenen Villa. Innerhalb von 24 Stunden mussten Dr. Robert Rosenburg und seine Mutter Lilli ihr Haus verlassen und dabei die gesamte Einrichtung zurücklassen. Sie wohnten dann zur Untermiete in der Liebigstraße 24. Die Räume in der Villa waren zuvor teilweise von der Geheimen Staatspolizei versiegelt worden.

Dr. Robert Rosenburg wurde am 19. Oktober 1941 bei der ersten großen Deportation aus Frankfurt zusammen mit seiner mittlerweile 73-jährigen Mutter in das Ghetto Lodz verschleppt. Beide lebten dort laut Entschädigungsakten im Hüttenwinkel 5a, Zimmer 5. Lilli Rosa Rosenburg starb im Getto zweieinhalb und Dr. Robert Rosenburg rund 15 Monate später. Beider amtliches Todesdatum wurde auf den Termin der Deportation, den 19. Oktober 1941, festgesetzt.

Quellen

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHSTA Abt. 519/2, O5300/5 unverz. (Mutter), Abt. 518/20400, 48534 (Mutter); Deportationsliste Lodz 19.10.1941.

Arolsen Archives, Robert Rosenburg

Lebensspuren. Jüdische Wöhlerschüler, Opfer des Terrors 1938-1945, Frankfurt am Main 2001, S. 49.

Stolpersteine der Stadt Frankfurt. Link: https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-im-westend/familien/rosenburg-robert-und-lilly-rosa (Eingesehen am: 31.03.2022).