Familie, Ausbildung, Beruf
Paul Moses Schott im Kreise seiner Schüler (1918) Foto: Heinrich Hatzfeld

Paul Moses Schott wurde am 22. Juni 1882 in Frankfurt am Main als ältestes von fünf Kindern des Bankdirektors, Literaturkritikers und Journalisten Sigmund Schott (1852-1910) und Florentine, geborene Lehmann (1860-1924) geboren.

Sigmund Schott war nicht nur Prokurist bei der Effecten- und Wechselbank in Frankfurt am Main, sondern trat auch als Journalist für angesehene Zeitungen (u.a. für die Frankfurter Zeitung, den Frankfurter General-Anzeiger oder das Berliner Tageblatt) in Erscheinung. Er hatte sowohl brieflichen, als auch persönlichen Kontakt zu bekannten Zeitgenossen wie Gottfried Keller, Wilhelm Raabe, Theodor Fontane, Karl Marx oder Ricarda Huch.

Paul Moses Schott hatte noch vier Geschwister: Johanna Schott (1883-1952), Bernhard Ludwig Schott (1884-1944), Georg Schott (1888-1955) und Lucie Schott (1893-1956).

Paul Moses Schott besuchte zunächst die Wöhlerschule (Grundschule) in Frankfurt am Main und danach das dortige Goethe-Gymnasium, an dem er am 7. April 1900 seine Reifeprüfung ablegte. Er immatrikulierte sich im Sommer 1900 an der Universität Bonn für das Studium der klassischen Philologie, Germanistik und Geschichte, wechselte im Sommer 1902 für ein Semester nach München und studierte nachfolgend ab Wintersemester 1902/1903 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Dort wurde er am 16. Dezember 1905 zum Doktor der Philosophie promoviert. Ebenfalls in Berlin bestand er Ende 1906 das Staatsexamen in den Fächern Griechisch und Latein, das ihn befähigte, Unterricht bis zur Oberschule zu halten sowie Deutsch und Geschichte für die Unter- und Mittelstufe.

Auch seine Referendarzeit absolvierte Paul Moses Schott in verschiedenen Städten (Frankfurt am Main, Wiesbaden und Hadamar). Nachdem er das zweite Staatsexamen bestand, fungierte er als "Hilfslehrer" und "Wissenschaftlicher Hilfslehrer" wiederum an verschiedenen Schulen in Kassel, Limburg, Weilburg, Hanau und Frankfurt am Main. In Frankfurt war er am Kaiser-Friedrichs-Gymnasium (dem heutigen Heinrich-von-Gagern-Gymnasium) und nebenberuflich auch am Philantropin, der bedeutendsten jüdischen Schule Frankfurts, auf die auch sein Vater gegangen war, tätig. Die erste feste Anstellung als "Oberlehrer" erhielt Paul Moses Schott am 1. April 1914 am Dillenburger Gymnasium (der heutigen Wilhelm-von-Oranien-Schule).

Vier Monate danach brach der Erste Weltkrieg aus und Paul Moses Schott wurde zunächst im Sanitätsdienst und später im Heeresdienst eingesetzt. Von April 1917 bis zum Kriegsende fungierte er in Saarbrücken als Dolmetscher. Im November 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen und nahm seine Lehrertätigkeit am Dillenburger Gymnasium wieder auf.

Ehemalige Schüler berichteten, dass Paul Moses Schott durch sein großes Wissen, seinen lebendigen Vortrag, durch Hilfsbereitschaft und pädagogisches Geschick beeindruckte. Das wird auch durch eine kurze Meldung in der Dill-Zeitung bestätigt. Schott wurde Anfang der 1930er Jahre für kurze Zeit an eine andere Schule nach Oberlahnstein abgeordnet. Nach seiner Rückkehr am 7. April 1932 an seine Dillenburger Schule schrieb die Zeitung: "Seine Rückkehr wird bei der Beliebtheit, deren sich Dr. Schott hier stets erfreuen konnte, allgemein begrüßt."

Alpenverein

Paul Moses Schott trat im Jahr 1929 in die Sektion Frankfurt am Main ein. Seine beiden Bürgen waren sein jüngerer Bruder Georg Schott und Fritz Peters. Über Aktivitäten in der Sektion liegen uns bisher keine Informationen vor. Ob Paul Moses Schott aus der Sektion austrat oder nach Januar 1933 ausgeschlossen wurde, ist ebenfalls nicht bekannt.

Verfolgungsschicksal

Auf Betreiben des Kreisleiters der NSDAP wurde Paul Moses Schott am 30. März 1933 von seinen Aufgaben als Gymnasiallehrer entbunden und beurlaubt. Dem Direktor des Gymnasiums wurde vom Landrat die Kopie eines Telegramms übermittelt, das dieser wiederum vom Provinzialschulkollegium erhielt. Darin wird ausgeführt: "Dortiger Kreisleiter NSDAP beantragte Beurlaubung jüdischen Studienrats Schott. Ermächtigen Sie dazu, falls öffentliche Ordnung es erfordert. Gez. Schulkolleg."

Der Landrat teilte dem Direktor des Gymnasiums daraufhin mit, er halte "die sofortige Beurlaubung des Studienrats Schott im Interesse der öffentlichen Ordnung für erforderlich. Ich bitte hiernach seine sofortige Beurlaubung anzuordnen und mir von dem Veranlassten Mitteilung zu machen." Noch am Abend des 30. März 1933 wurde Paul Moses Schott vom Direktor über seine Beurlaubung informiert.

Bereits am folgenden Tag verließ Schott seine Schule und Dillenburg. Am Bahnhof wurde er von einigen seiner Schüler verabschiedet. Ein Jahr später, am 1. Juli 1934, wurde Paul Moses Schott seines Amtes als Lehrer enthoben und in den Ruhestand versetzt. Bis zu seinem Tod lebte er in Frankfurt am Main (Am Dornbusch 6), vermutlich bei seinen beiden jüngeren Schwestern Johanna und Lucie, die seit 1931 einen gemeinsamen Haushalt führten.

Paul Moses Schott starb im Alter von 54 Jahren am 17. Juli 1936 im Städtischen Krankenhaus in Frankfurt am Main. Während die Geschwister Johanna, Georg und Lucie die NS-Verfolgung überlebten, wurde der Bruder Bernhard Ludwig Schott mit seiner Ehefrau Margarete, geb. Goldschmidt, und den Söhnen Hans Peter (1927 geboren) und Ernst Walter (1931 geboren) in den Niederlande von den deutschen Besatzern im September 1943 im KZ Westerbork interniert, dann im April 1944 aus diesem KZ nach Theresienstadt deportiert und im Mai desselben Jahres in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. In Auschwitz sind sämtliche Familienmitglieder ermordet worden.