Hier ist bald mehr zu lesen!

Wir sind dabei, Marie Liefmanns Schicksal zu dokumentieren.

Rolle in der Sektion

Marie Liefmann ist der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins im Jahr 1921 beigetreten. Ihr Ehemann, der Arzt Dr. med. Emil Liefmann, war bereits seit 1911 Mitglied der Sektion. In welcher Weise Marie Liefmann am Sektionsleben teilgenommen hat, können wir aufgrund fehlender Quellen zurzeit nicht sagen. Wir wissen aber, dass die Liefmanns zum Beispiel im Herbst 1932 im Tessin (Schweiz) Urlaub gemacht hatten und im Sommer 1934 in Vermala bei Crans-Montana (Wallis, Schweiz).

Ob Marie Liefmann 1933 aus der Sektion ausgetreten ist oder wegen ihrer jüdischen Herkunft aus der Sektion ausgeschlossen wurde, ist unklar. Allerdings wurde ihr Mann 1936 nicht für die 25-jährige Mitgliedschaft im Alpenverein ausgezeichnet. Er muss also vorher ausgetreten sein, denn als Mitglied vor 1914 und Teilnehmer des Ersten Weltkriegs betraf ihn der 1934 in der Frankfurter Sektionssatzung verankerte sogenannte "Arierparagraf" nicht. Vermutlich ist daher auch Marie Liefmann nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur aus der Sektion ausgetreten.

Verfolgungsschicksal

Nachdem die Nationalsozialisten allen jüdischen Ärzten zum 30. September 1938 die Approbation entzogen hatten, bemühten sich die Liefmanns um Auswanderung. Die Stadt Frankfurt am Main zwang sie, ihr Haus im Grüneburgweg 105 unter Wert an die Stadt zu verkaufen. im April 1939 konnten Emil und Marie Liefmann über Rotterdam nach New York (USA) auswandern.

Da ihr Ehemann zuerst nicht als Arzt tätig sein durfte, finanzierte Marie Liefmann mit Klavierstunden, die sie anfangs als Privatunterricht und später an einer Musikschule gab, deren Leben in den USA. Ab Dezember 1940 konnte Emil Liefmann wieder als Arzt arbeiten. 1944 wurden beide amerikanische Staatsbürger. Außerdem konvertierten beide zum Christentum und wurden Mitglied der Quäker.

Im September 1948 reisten beide über London nach Locarno, wo Maries Schwester Clara Dondorf seit 1938 lebte. Im Februar 1949 reisten Marie und Emil Liefmann nach Frankfurt. Erst 1950 bekamen sie ihr Haus im Grüneburgweg 105 zurück. 1952 wurden sie wieder deutsche Staatsbürger. Emil Liefmann starb im April 1955, Marie Liefmann im Januar 1964 in Frankfurt. Beide wurden im Familiengrab der Dondorfs auf dem Frankfurter Hauptfriedhof bestattet.

Quellen und Literatur

Daniel Lang (Hrsg.): Briefwechsel Thomas Mann - Emil Liefmann. Frankfurt am Main und Basel 2013.

Die wechselvolle Geschichte eines Industriedenkmals - Alte Druckerei Dondorf - Frankfurt am Main. Bockenheimer Geschichtsblätter 2/2009.