Familie

Gottfried Sprock wurde im November 1899 in Frankfurt geboren. Sein 1869 in Frankfurt geborener Vater Josef Sprock war Städtischer Rechnungsrevisor und ist im Jahr 1917 verstorben. Da auch seine 1876 in Butzbach geborene Mutter Else, geb. Rühl, nicht mehr lebte, kam Sprock zu seinem Onkel Gottfried Rühl, der zugleich sein Vormund war. Rühl ist Rentmeister des Frankfurter Waisenhauses in der Nidda-Straße 30 gewesen und wohnte wie Josef Sprock in der Hegelstraße 17.

Gottfried Sprock ging auf die Klinger-Oberrealschule am Hermesweg und erwarb dort die Hochschulreife. Er war mit der 1899 in Frankfurt geborenen Felicitas Sprock, geb. Hartig, verheiratet. Die Ehe war kinderlos.

Beruflicher Werdegang

Gottfried Sprock studierte von Dezember 1917 bis Oktober 1924 an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Frankfurter Universität das Fach Chemie. 1923 hat er das Verbandsexamen abgelegt und wurde im November 1924 mit der Arbeit "Über ein d-Glucose-5.6-dichlorhydrin und verwandte Verbindungen" promoviert. Die Frankfurter Adressbücher führten ihn als Chemiker, der seit 1926 in Ginnheim in der Raimundstraße 58, ab 1933 dann in Eschersheim in der Lucae-Straße 15 wohnte. Im Frankfurter Adressbuch von 1940 wurde er als Abteilungsleiter gelistet. Schließlich führten ihn die Adressbücher ab 1941 nicht mehr als Chemiker, sondern als Kaufmann und als Dr. phil. nat. Warum das so ist, konnte bis dato nicht geklärt werden.

Von August 1939 bis August 1940 leistete er Kriegsdienst, anfangs als Gefreiter, und erlangte den Dienstgrad Feldwebel der Reserve und Reserveoffiziersanwärter. Er war als Soldat im Landesschützen-Bataillon V/IX in Polen eingesetzt und ab Juni 1940 in Frankreich. Im Oktober 1940 ist er nach eigenem Bekunden als Chemiker bei der Dynamit A.G. im Werk Krümmel bei Geesthacht dienstverpflichtet worden. Gottfried Sprock arbeitete somit in einer der wichtigsten Sprengstoff-Fabriken des Deutschen Reiches.

In den 1950er und 1960er Jahren finden wir Dr. Gottfried Sprock als Mitarbeiter der Chemischen Werke Hüls AG in Marl. Dort galt er u.a. als Spezialist für Korrosionsschutz. Schließlich wurde ihm im Jahr 1974 vom Fachbereich Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main 50 Jahre nach seiner Promotion das "Goldene Doktordiplom" verliehen. Zuletzt lebte Gottfried Sprock in Rengsdorf, rund 5 km nördlich von Neuwied, und verstarb dort 1989.

Rolle in der Sektion Frankfurt

Wann Dr. Gottfried Sprock in die Sektion Frankfurt des DuOeAV eingetreten ist, bleibt unklar. Im Verzeichnis von 1925 wird er noch nicht aufgeführt. Doch bereits 1929 wurde Gottfried Sprock in den Sektionsausschuss durch Zuwahl aufgenommen und hatte die Funktion eines von drei Stellvertretern des für Wanderungen zuständigen Carl Barth inne. 1930 wurde er Sachwalter für Führerwesen, war daneben ein Stellvertreter des für Wanderungen zuständigen Wilhelm Schneider sowie ein Stellvertreter des für Rettungswesen zuständigen Paul Gentsch. Im Laufe der Zeit übernahm er immer mehr Aufgaben in der Sektion. An der Hauptversammlung des DuOeAV in Freiburg im Juli 1930 nahm er neben dem ersten Schriftführer Curt Weißgerber als Vertreter der Frankfurter Sektion teil. Im Juli 1931 benannte ihn die Sektion, diesmal mit Willi Jureit, erneut als Frankfurter Stimmführer für die in Baden bei Wien stattfindende Hauptversammlung. Ein Jahr darauf war Dr. Sprock bereits Sachwalter für Führerwesen, einer von vier Stellvertretern für Hütten und Wege (Sachwalter Dr. Rudolf Seng), Stellvertreter für die Jungmannschaft (Sachwalter August Zull), einer von vier Stellvertretern für Wanderungen (Sachwalter Paul Gentsch), einer von zwei Stellvertretern für die Studentische Abteilung (Sachwalter Prof. Dr. Matthias Friedwagner; daneben aus der Studentenabteilung auch Ernst Meissinger) sowie einer von zwei Stellvertretern der Schi-Abteilung (Sachwalter Albert Kopp). Im März 1933 ist er schließlich als Ersatz für Dr. Arthur Kutz, der nach 25 Jahren aufgrund der geänderten politischen Situation nicht mehr zur Wahl antrat, in die Sektionsleitung gewählt worden.

Daneben hat er mindestens seit 1928 zahlreiche Empfehlungen zur Aufnahme von Neumitgliedern in die Sektion ausgesprochen, etwa den Kassenobersekretär Hans Müller, seine Ehefrau Felicitas Sprock und den Kaufmann Valentin Falter, letzteren zusammen mit Max Moritz Wirth. Gottfried Sprock hat zusammen mit seiner Ehefrau Felicitas Sprock auch an Veranstaltungen in der Sektion teilgenommen. Beispielsweise haben laut eines Berichtes von Ernst Meissinger beide im November 1930 an einem "gemütlichen Abend mit Damen" der studentischen Abteilung teilgenommen. Seit 1928 findet sich Dr. Sprock auch unter den Führern von Tagesausflügen in die Umgebung, etwa im November 1928 eine Winterwanderung im Taunus, im April 1930 eine Frühlingswanderung in die Bergstraße und im August 1931 einen Spaziergang nach Berkersheim.

Vereinzelt hat Dr. Sprock Beiträge im Nachrichten-Blatt der Sektion veröffentlicht (etwa "Taunuswanderung" in Nr. 12 vom Dezember 1928 und "Der Hohe Dachstein" in Nr. 8 vom September 1932) sowie Vorträge gehalten (beispielsweise am 29. März 1933 auf dem Heimatabend der Jungmannschaft einen Lichtbildervortrag über "Schifahrten kreuz und quer durch die Alpen").

Dr. Ernst Wildberger als neuer Sektionsführer hat Dr. Gottfried Sprock im Juli 1933 noch zum Schriftführer und Führerwart ernannt, außerdem zum Stellvertreter des Sachwalters Hütten und Wege, des Sachwalters Jungmannschaft, des Sachwalters Laternbilder, des Sachwalters der Schi-Abteilung und des Sachwalters der Studentischen Abteilung. Die Ämterverteilung setzte damit fort, was in der Weimarer Republik seit 1930 gang und gäbe war. Allerdings ist Sprock vom neuen Sektionsführer Dr. Rudolf Seng im Mai 1934 nicht in den neuen Beirat berufen worden und war auch kein Sachwalter oder Stellvertreter mehr - anders als Ernst Wildberger, der im Beirat für Vortragswesen und juristische Angelegenheiten zuständig war, oder Dr. Max Tasche, im Beirat für die wissenschaftliche Abteilung verantwortlich. Gottfried Sprock schied somit aus der Führung der Frankfurter Sektion aus, ohne dass zurzeit nachweisbar ist, aus welchem Grund er nicht mehr berücksichtigt wurde oder selbst nicht mehr aktiv sein wollte. Allerdings hatte Dr. Sprock seine eigentliche Vorstandstätigkeit mit Übernahme des Sachwalters für Führerwesen im April 1930 gewissermaßen auf Kosten Dr. Sengs begonnen, weil letzterer zuvor für den Hütten- und Wegebau sowie das Führerwesen zuständig war. Eventuell führte also eine ablehnende Haltung Dr. Sengs zum Ende der Vorstandstätigkeit von Gottfried Sprock.

Interessanterweise wurde Gottfried Sprocks Aufnahmeantrag in die NSDAP vom Mai 1933 durch ein Parteigericht im November 1933 abgelehnt, obwohl er bereits die Mitgliedsnummer 2.370.033 erhalten und bis November 1934 Mitgliedsbeiträge entrichtet hatte. Diese Ablehnung ist durch den NSDAP-Gauprüfungsaussschuss in Verbindung mit dem Gaugericht des Gaues Hessen-Nassau im Februar 1935 bestätigt worden, ohne dass wir gegenwärtig den Grund dafür kennen. Vielleicht hat Rudolf Seng aufgrund des nicht vollzogenen Beitrittes zur NSDAP Gottfried Sprock nicht mehr im Vorstand belassen. Auf jeden Fall ist dieser im Juni 1939 rückwirkend zum Mai 1937 mit der Mitgliedsnummer 5.226.306 doch noch in die NSDAP aufgenommen worden.

Felicitas Sprock wurde auf der Jahreshauptversammlung der Sektion Frankfurt am Main im März 1953 für ihre 25-jährige Mitgliedschaft mit dem silbernen Edelweiß ausgezeichnet. Sie ist also auch nach dem Umzug nach Marl Sektionsmitglied geblieben.

Quellen und Literatur

Bundesarchiv Berlin, R 9361-II

Universitätsarchiv Frankfurt am Main, UAF Abt. 604, Nr. 5724

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins