Familie

Georg Schott wurde am 23. November 1888 in Frankfurt am Main als Sohn des Bankdirektors, Literaturkritikers und Journalisten Sigmund Schott (1852-1910) und Florentine, geborene Lehmann (1860-1924) geboren. Sigmund Schott war nicht nur Prokurist bei der Effecten- und Wechselbank in Frankfurt am Main, sondern trat auch als Journalist für angesehene Zeitungen in Erscheinung. Er hatte sowohl brieflichen, als auch persönlichen Kontakt zu bekannten Zeitgenossen wie Gottfried Keller, Wilhelm Raabe, Theodor Fontane, Karl Marx oder Ricarda Huch.

Georg Schott hatte noch vier Geschwister: Paul Moses Schott (1882-1936), Johanna Schott (1883-1952), Bernhard Ludwig Schott (1884-1944) und Lucie Schott (1893-1956). Wir wissen, dass er im Jahr 1913 zusammen mit Max Hermann Meier in Kiel studiert hat. Sie haben gemeinsame Fahrradtouren durch Schleswig-Holstein und nach Lübeck, damals eine eigenständige Hansestadt, gemacht.

Berufliche Ausbildung

Georg Schott besuchte in Frankfurt zunächst das Wöhler-Realgymnasium und anschließend das Goethe-Gymnasium, an dem er zu Ostern 1907 das Abitur bestand. Unmittelbar danach studierte er Philosophie, Deutsch, neuere Sprachen und Musikgeschichte an wechselnden Studienorten. Zwischen Ostern 1907 und März 1911 war er an den Universitäten in Freiburg, Berlin, München, Marburg, Frankfurt am Main und Kiel eingeschrieben. An der Universität München wurde er am 9. März 1911 von der philosophischen Fakultät mit einer Arbeit über "Die Puppenspiele des Grafen Pocci. Ihre Quellen und ihr Stil" zum Doktor promoviert. Im Mai und November des Jahres 1913 bestand er die Prüfung für das höhere Lehramt in den Fächern Deutsch, Französisch und Englisch. Zur Festigung seiner Sprachkenntnisse verbrachte er die Sommer 1910 und 1911 in Frankreich und in England.

Am 1. März 1914 trat Georg Schott in die Redaktion des Frankfurter-Generalanzeigers ein, der er bis zum 31. Dezember 1933 angehörte. Er war zugleich auch als Buchautor aktiv. So erschien 1931 im Diesterweg-Verlag unter dem Titel "Die Frau Rat" seine Arbeit über die Mutter Goethes.

Alpenverein
Nachrichten-Blatt Nr. 9 vom Dezember 1949, S. 14.

Georg Schott trat im Jahre 1922 gemeinsam mit seiner Schwester Lucie in die Sektion Frankfurt am Main ein und nahm in den folgenden Jahren dort auch an Veranstaltungen teil. Mitunter veröffentlichte er auch im Nachrichtenblatt der Sektion Berichte über seine Teilnahme an Skikursen ("Die hohe Schule des Skilaufs" und "Wie werde ich Schiläufer – Winke zu Winterfreuden") oder über seine Teilnahme an Hochtourenwochen in den Ötztaler und Stubaier Alpen (zum Beispiel "Das Zuckerhütl und seine Nachbarn. Ferientage in den Stubaier Alpen"). Unter der Nachrichtenblatt-Rubrik "Was unsere Vorträge brachten" besprach er zwei Filme der Bergwacht über richtiges Verhalten in den Bergen und einen Vortrag des Geologen und Lawinenforschers Wilhelm Paulcke, der über die Hauptgefahren des Skilaufs referierte.

Gemeinsam mit Fritz Peters, seinem Redaktionskollegen vom Frankfurter General-Anzeiger, war Georg Schott Bürge für mindestens sechs neue Mitglieder, die um Aufnahme in die Sektion baten, zum Beispiel 1929 für Dr. Karl Simrock, 1930 für Maria Heyman-Wagner, die Adoptivtochter des jüdischen Bankiers und Kunstsammlers Julius Heyman, und noch Anfang 1933 für den Kaufmann Nathan Meyer und dessen Ehefrau Gertrud Meyer. Auch findet er sich unter den Mitgliedern der Frankfurter Sektion, die den Neubau der Rauhekopfhütte finanziell aktiv unterstützten: Er spendete im Juli 1929 3 RM. Auch wenn der Betrag uns heute niedrig erscheint, lagen doch die meisten Einzelspenden - wie diejenigen von Georg Schott - im niedrigen RM-Bereich.

Nach 1933 trat Georg Schott im Nachrichtenblatt der Sektion nicht mehr in Erscheinung. Ob er aus dem Alpenverein austrat oder ausgeschlossen wurde, ist zurzeit nicht ermittelbar. Mit der Einführung des sogenannten "Arierparagraphen" im Jahr 1934 hätte er nicht mehr in der Sektion verbleiben können, weil er nach 1914 eingetreten ist.

Interessanterweise hat die Sektion Ende der 1940er Jahre wieder Kontakt mit Dr. Georg Schott aufgenommen. Im Nachrichten-Blatt vom Dezember 1949 veröffentlichte sie eine Zuschrift von ihm: "Aus Chicago schickt unser früheres eifriges Mitglied Dr. Georg Schott eine Karte, mit der er alle Bekannten grüßt und über unser Nachrichtenblatt schreibt: 'Die schönen und gut geleiteten Nachrichtenblätter der Sektion Frankfurt wecken in mir und meiner Schwester in England liebe, unvergeßliche Erinnerungen.'"

Verfolgungsschicksal

Nach knapp 20-jähriger Tätigkeit verlor Georg Schott am 31. Dezember 1933 seinen Posten als Redakteur beim Frankfurter Generalanzeiger. In der Folgezeit hatte Georg Schott große finanzielle Probleme, insbesondere auch, weil er seine Schwester Johanna und deren Sohn Emil, nach dem Tod von Johannas Ehemann mit monatlichen finanziellen Zuwendungen unterstützte. Er konnte dann nur noch Beiträge in jüdischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichen. Zum Beispiel besprach er im Mai 1934 im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main ein Buch von Richard Beer-Hofmann und berichtete im Oktober 1934 über die Versteigerung der Kunstsammlung Moritz Goldschmidts unter dem Titel "Abschied von einem Schriftstellerheim".

Laut Friedrich Schafranek gab er jüdischen Schülern Privatunterricht in Englisch und Französisch. Im Jahre 1939 gelang es Georg Schott, zunächst nach England und ein Jahr später in die USA zu emigrieren. Entsprechende Daten hierzu lassen sich jedoch nur bruchstückhaft rekonstruieren.

Sein Bruder Bernhard Ludwig Schott emigrierte mit seiner Ehefrau Margarete, geb. Goldschmidt, und den Söhnen Hans Peter (1927 geboren) und Ernst Walter (1931 geboren) im September 1937 in die Niederlande. Dort wurde die Familie im September 1943 von den deutschen Besatzern im KZ Westerbork interniert, dann im April 1944 aus diesem KZ nach Theresienstadt deportiert und im Mai desselben Jahres in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt. In Auschwitz sind alle Familienmitglieder ermordet worden. Sie wurden später zum Zeitpunkt 7. Juli 1944 für tot erklärt.

Nachkriegszeit
AJR Information, herausgegeben von der Association of Jewish Refugees in Great Britain, Nr. 8 vom August 1956, S. 10.

Georg Schott erreichte von Liverpool aus am 17. April 1940 New York City. Über seinen weiteren Lebensweg in den USA ist nur wenig zu ermitteln. Fest steht jedoch, dass er im Jahre 1945 in Philadelphia, Pennsylvania, die am 14. Februar 1904 in Frankfurt am Main geborene Greta Selma Kornsand heiratete. 1949 scheint er in Chicago gelebt zu haben.

Dr. Georg Schott starb am 9. September 1955 im Alter von 66 Jahren in Lower Merion, Pennsylvania. Seine Frau Greta starb erst im Oktober 1990.

Seine Schwester Lucie Schott ist im Juli 1956 in London verstorben. Sie hatte dort für die Flüchtlingshilfe gearbeitet.

Quellen

Hessisches Hauptstaatsarchiv - HHStAW Bestand 519/3, Nr. 18647

Hessisches Hauptstaatsarchiv - HHStAW Bestand 676, Nr. 670

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt - Bestand "Schulamt" - III/15-1990, 712

Georg Schott: Die Puppenspiele des Grafen Pocci. Ihre Quellen und ihr Stil. Frankfurt a. M. 1911. Zugleich: München, Phil. Diss. vom 9. März 1911.

Georg Schott: Die Frau Rat, Goethes Mutter. Nach ihren Briefen und nach Zeugnissen geschildert. Frankfurt a. M. 1931 (Kranz-Bücherei, Band 199).