Hier ist bald mehr zu lesen!
Wir sind dabei, Friedrich Alexander Neubürgers Schicksal zu dokumentieren.
Friedrich Alexander, genannt Fritz, Neubürger wurde am 29. Juni 1892 in Frankfurt am Main als Sohn des praktischen Arztes Dr. med. Jakob Otto Neubürger (1864-1913) und der Henriette Fanny, geb. Hallgarten (1869-1914), geboren. Laut Mahlau's Frankfurter Adressbuch von 1892 wohnten seine Eltern damals in der Hochstraße 20. Sein Vater wurde als Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer geführt. Karls Großvater Dr. med. Theodor Nathan Neubürger (1830-1915) wurde in diesem Adressbuch ebenfalls mit der Anschrift Hochstraße 20 und als Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer verzeichnet. Seine Mutter Henriette Fanny war die Tochter des jüdischen Mäzens Charles L. Hallgarten (1838-1908). Somit war die Familie Neubürger mit der Familie Neisser verwandt, da sowohl Dr. Otto Neubürger als auch Prof. Dr. Max Neisser mit einer Tochter von Charles L. Hallgarten verheiratet waren. Fritz Neubürger hatte einen zwei Jahre älteren Bruder namens Karl Theodor Neubürger. 1895 gründeten sein Vater und sein Großvater im Taubenbrunnenweg 7 die Privatklinik Dr. Otto Neubürger. Hierbei handelte es sich um eine Entbindungsanstalt.
Das Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung aus dem Jahr 1915 führte die Brüder Karl und Fritz Neubürger mit der gemeinsamen Wohnung in der Westendstraße 43, während der Großvater bis zu seinem Tod im Dezember 1915 in der Hochstraße 20 gelebt hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg wohnte Dr. Fritz Neubürger laut den Frankfurter Adressbüchern ab 1919 in der Hammanstraße 9, also in der unmittelbaren Nähe des Holzhausenparkes.
Dr. Fritz Neubürger heiratete Eva Jaffé (1892-1944), die in erster Ehe mit Arthur Israel Heymann (1884-1942) verheiratet gewesen war. Sie stammte aus einer jüdischen Familie. Ihre Eltern waren Prof. Dr. med. Max Eduard Jaffé (1858-1909) aus Posen und die in Berlin geborene Marie Elsbeth Werther (1871-1965). Max Eduard Jaffé war als leitender Arzt in der chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses von Posen tätig und erhielt im Jahr 1902 den Professorentitel. Die Familie Neubürger wohnte bis 1933 in der Hammanstraße 9 und danach bis zu ihrer Auswanderung im November 1939 in der Eschenbachstraße 33 in Frankfurt-Sachsenhausen.
Dr. Fritz Neubürger ist im Jahr 1922 der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins beigetreten. Wir finden ihn im Mitgliederverzeichnis von 1925, wissen zurzeit aber nicht, ob er 1933 ausgetreten ist oder ausgeschlossen wurde. Hier fehlen uns die entsprechenden Quellen.
Sein Bruder Dr. Karl Neubürger ist bereits seit 1908 Mitglied der Frankfurter Sektion des Alpenvereins gewesen. Er wurde auf der Jahreshauptversammlung im März 1933 für seine 25-jährige Mitgliedschaft im Alpenverein ausgezeichnet. Deshalb wissen wir, dass der Bruder nicht unmittelbar nach Übernahme der Macht durch Adolf Hitler aus der Sektion ausgetreten ist.
Dr. Fritz Neubürger wanderte im November 1939 mit seiner Ehefrau Eva Neubürger in die Niederlande aus. Dort fiel er den Deutschen in die Hände und wurde im Januar 1944 aus dem KZ Westerbork nach Theresienstadt deportiert und von dort im September desselben Jahres in das Vernichtungslager Auschwitz. Dort ist Fritz Neubürger vermutlich direkt nach der Ankunft ermordet worden. Eva Neubürger wurde ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ist dort am 8. Oktober 1944 ermordet worden.
Sein Bruder Dr. Karl Neubürger wanderte im August 1938 mit seiner Ehefrau Dr. Katharina Neubürger, geb. Wisbaum, und den drei Kindern Maria, Henriette und Otto in die USA aus. Er starb im März 1972 in Denver (Colorado), seine Ehefrau im September desselben Jahres ebenfalls in Denver.
Quellen und Literatur
Auf der Webseite über die Jüdische Pflegegeschichte findet sich ein Eintrag zur Privatklinik Dr. Otto Neubürger
Frankfurter Adressbücher, online abrufbar
Bericht der Sektion Frankfurt a.M. des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins e.V. 1919-1924. Frankfurt am Main 1925, online abrufbar