Familie

Flora Rosetta Igersheimer wurde am 18. September 1885 in Frankfurt a. M. als Tochter des jüdischen Kursmaklers Leopold Igersheimer (Mergentheim 1849-1921 Frankfurt a. M.) und seiner jüdischen Ehefrau Jenny Igersheimer, geb. Fränkel (Würzburg 1857-1941 London) geboren. Flora hatte drei Geschwister: Joseph Igersheimer (1879-1965), Marie Kass, geb. Igersheimer (1881-1962), und Alice Igersheimer (1887-1892), die bereits als kleines Kind in Frankfurt verstarb. Flora Igersheimer heiratete als 27-jährige Witwe im Dezember 1912 den Rechtsanwalt Alfred Grünebaum. Sie war zuvor in erster Ehe mit dem im Oktober 1877 geborenen jüdischen Immobilien-Sensal (=Makler) Nathaniel Hess verheiratet, der jedoch früh verstarb. Im November 1913 wurde ihr Sohn Fritz Grünebaum in Frankfurt am Main geboren. Damals wohnte die Familie in der Böhmerstraße 10.

Ihr Vater Leopold Igersheimer starb 1921. Zu dieser Zeit hatten Floras Eltern in der Brentanostraße 4 gewohnt. Ihr Bruder Joseph Igersheimer war vor seiner Flucht in die Türkei im Jahr 1933 Chefarzt der Augenklinik im Bürgerhospital, während Dr. med. Arthur Kutz damals Chefarzt der dortigen Frauen-Klinik gewesen ist.

Rolle in der Sektion

Flora Grünebaum und ihr Sohn Fritz wurden 1932 Mitglied der Sektion Frankfurt am Main, zu einer Zeit als bereits in zahlreichen anderen Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Juden nicht mehr Mitglied werden konnten. Ob sie unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 aus der Frankfurter Sektion wieder ausgetreten ist oder mit der Einführung des sogenannten "Arierparagrafen" später ausgeschlossen wurde, können wir derzeit mangels Quellen nicht sagen.

Ihr Ehemann Alfred Grünebaum, der laut Jahresbericht der Sektion Frankfurt erstmals 1914 in den Alpenverein eingetreten war, im Verzeichnis des Jahres 1925 aber nicht mehr erwähnt wurde, scheint nach seinem erneuten Eintritt 1931 nicht aus der Sektion Frankfurt am Main ausgetreten zu sein, denn das Nachrichten-Blatt der Frankfurter Sektion erwähnte im Jahr 1938 dessen Tod. Es ist daher zu vermuten, dass er bis zum Schluss Mitglied gewesen ist. Dies war durch seinen "Frontkämpfer"-Status möglich: Alfred Grünebaum hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat im Range eines Hauptmanns der Reserve gedient.

Verfolgungsschicksal
Antrag auf Einbürgerung von Flora Rosetta Grunebaum vom 22. März 1941, Boston (Massachusetts, USA).

Soweit wir wissen lebte Flora Grünebaum beim Tod ihres Mannes Alfred Grünebaum im Mai 1937 noch in Frankfurt. Aus ihrem im März 1941 gestellten Antrag auf die Einbürgerung in die USA geht hervor, dass sie im Dezember 1940 aus Havanna (Cuba) kommend in die USA eingereist ist und in Boston wohnte. Davor hat sie in Tel Aviv (damals Palästina) gelebt, doch ist unklar, ab wann. Wahrscheinlich ist sie vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 aus dem Deutschen Reich ausgewandert. Sie starb 1973 in den USA.

Floras Mutter Jenny Igersheimer feierte noch im August 1937 ihren 80. Geburtstag in Frankfurt am Main. Sie lebte damals in der Beethovenstraße 71. Später gelang ihr die Emigration nach Großbritannien, wo sie im Jahr 1941 in London verstarb. Ihr Bruder Joseph Igersheimer wanderte schließlich ebenfalls in die USA aus und starb dort im November 1965 im Alter von 86 Jahren in Brookline, Norfolk County (Massachusetts, USA).

Quellen und Literatur

Jahresberichte der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, online abrufbar

Stolpersteine für Jenny und Joseph Igersheimer in Frankfurt am Main

Adressbücher der Stadt Frankfurt am Main