Was wir bisher wissen

Curt Ascher mit seinem Sohn Claus (später Colin Anson), etwa Ende der 20er Jahre.
Curt Ascher mit seinem Sohn Claus (später Colin Anson), etwa Ende der 20er Jahre.
Mit freundl. Genehmigung der Familie Anson

Im Nachrichtenblatt unserer Sektion vom Januar 1927 ist die Neu-Anmeldung des Mitglieds Kurt Ascher vermerkt, mit der Adresse Kuranlage 1, Bad Homburg. Ergänzt ist, dass Ascher von der Sektion Berlin übertrat. Der Jahresbericht der Berliner Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins vom Jahr 1926 vermerkt, dass der in Wilmersdorf wohnende Kaufmann "K. Ascher" 1923 in die Sektion eingetreten ist. Er hatte demnach vier Jahre vor seinem Wechsel zur Frankfurter Sektion zum Alpenverein gefunden.

Laut Frankfurter Adressbuch von 1936 wohnte der Werbeberater Curt Ascher im Grüneburgweg 85, doch ist er im Adressbuch des Folgejahres nunmehr als Vertreter mit der Anschrift Kronberger Straße 20 vermerkt. Diese Adresse findet sich auch auf dem in den Arolsen Archives aufbewahrten Todesschein vom 29. Oktober 1937. Der im KZ Dachau internierte Curt Ascher lebte vorher mit seiner Familie ebenfalls in Berlin und Frankfurt - unter anderem deshalb gehen wir davon aus, dass beide Personen identisch sind.

Kurt/Curt Ascher hatte einen Sohn, der als Jugendlicher nach England fliehen konnte, dort den Namen Colin Edward Anson annahm und in der britischen Armee gegen NS-Deutschland kämpfte. Ansons bewegtes Leben wird in mehreren Büchern beschrieben, die sich mit emigrierten Deutschen beschäftigen, die in der britischen Armee kämpften. Seine Schilderungen sind eine der Hauptquellen unserer Informationen über seinen Vater. Im Buch von Helen Fry, German Soldier, British Commando, gibt Anson als Wohnadresse der Familie in den 20er Jahren ebenfalls die Kuranlage 1 in Bad Homburg an - das belegt eindeutig, dass unser früheres Mitglied der im KZ Dachau Ermordete ist.

Curt Aschers Sohn wurde 1922 in Berlin geboren, als Claus Leopold Octavio Ascher. Die Familie zog später ins Rhein-Main-Gebiet. Claus gelang es nach dem Tod des Vaters, mit den Kindertransporten nach England zu kommen, wo er seinen britischen Namen annahm. Die Mutter blieb in Frankfurt, er holte sie nach dem Krieg nach England. Colin Edward Anson beschreibt seinen Vater als NS-kritisch eingestellten Sozialdemokraten.

Wir sind derzeit dabei, das Schicksal Curt Aschers genauer zu recherchieren, und freuen uns über Hinweise und Dokumente, die uns weiterhelfen können!

Quellen und Literatur

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main

Frankfurter Adressbuch 1936, 1937

Helen Fry: German Schoolboy, British Commando: Churchill’s Secret Soldier. History Press 2010.