Familie
Beitrag zum Tode von Dr. Salomon Fuld in der Zeitschrift "Ost und West" 11 (1911)

Adolf Fuld war der Sohn von Dr. jur. Salomon Fuld (1825-1911) und Emma Fuld, geb. Abenheimer (1845-?). Er hatte zwei jüngere Geschwister: Auguste Edinger (1869-?) und Moritz Ernst Fuld (1873-1955). Sein Vater, der Geheime Justizrat Salomon Fuld, war von 1848 bis 1904 als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main tätig, zudem Mitbegründer der Juristischen Gesellschaft der Frankfurter Anwälte. Außerdem hat sich sein Vater in der Israelitischen Gemeinde Frankfurts engagiert. Zum Beispiel war er 1881 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Gemeinde, als solcher saß er auch im Vorstand der Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde (Philanthropin) in der Rechneigrabenstraße 14. Diese Schule konnte auch von Mädchen besucht werden, die in der "Höheren Töchterschule" unterrichtet wurden, zum Teil von Lehrerinnen. Darüber hinaus ist Salomon Fuld in der Alliance Israélite Universelle, die für verfolgte Juden in aller Welt eintrat, aktiv gewesen. Er wurde im Jahr 1883 sogar in das Central-Comité der Alliance gewählt. Daneben hat er sich für kulturelle Einrichtungen Frankfurts eingesetzt. Beispielsweise stiftete er 1867 der Stadtbibliothek Frankfurt die 694-bändige hebräische Bibliothek seines verstorbenen Vaters, des Talmud-Gelehrten Aaron Moses Fuld. Auch Adolf Fulds Mutter Emma engagierte sich im sozialen Bereich. Sie war im Mädchenstift für jüdische Mädchen in der Rückertstraße 9 im Vorstand tätig. Zudem spendete sie nach dem Tod ihres Mannes 250 Mark für die Alliance Israélite Universelle. Dieser hohe Betrag entsprach damals in etwa drei Monatslöhnen eines Arbeiters.

Adolf Fulds Schwester Auguste heiratete im Jahr 1890 den aus Worms stammenden und in London ansässigen Kaufmann Otto Edinger (1856-1917). Sein Bruder, der Mediziner Prof. Dr. Ernst Fuld, war mit der 1879 in Halle geborenen Eva Selma Luise Scharfe, Tochter des christlichen Arztes Dr. Traugott Ewald Scharfe (1837-1918), verheiratet. Ernst Fuld emigrierte nach Großbritannien und 1938 nach New York, wo er im November 1955 verstarb.

Adolf Fuld heiratete die 1880 in Frankfurt geborene Margarethe Amalie Jeidels, Tochter des Kunstsammlers und Bibliophilen Julius Heinrich Jeidels (?-1902) und der aus Frankfurt stammenden Anna Jeidels, geb. Niederhofheim. Die Ehe war kinderlos. Fuld wohnte im Jahr 1896 in der Hochstraße 17 in der elterlichen Wohnung. 1913 hatte er seine Kanzlei weiterhin in der Hochstraße 17, wo auch seine mittlerweile verwitwete Mutter Emma Fuld wohnte, während er nunmehr in der Moltke-Allee 4 lebte. Auch Adolf Fuld setzte sich für die Israelitische Gemeinde ein. Beispielsweise stiftete er laut dem Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main, Heft 4 aus dem Jahr 1930, ein Aquarell mit einer "Partie des alten Friedhofs am Börneplatz". Bis zum erzwungenen Ende seiner beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwalt im November 1938 hatte er seine Kanzlei in der Hochstraße, wohnte aber nunmehr in der Beethoven-Straße 19.

Beruflicher Werdegang

Dr. Adolf Fuld ist von 1894 bis 1903 als Rechtsanwalt am Landesgericht Frankfurt am Main und anschließend am Oberlandesgericht Frankfurt am Main zugelassen gewesen. Er arbeitete als Rechtsanwalt in der von seinem Vater begründeten Sozietät Fuld-Bearwald-Geiger in der Hochstraße 17. Im Juni 1913 wurde er zum Justizrat und im August 1920 zum Notar ernannt. Als bereits vor 1914 tätiger Rechtsanwalt durfte er auch nach 1933 weiterarbeiten, allerdings seit Juni 1933 nicht mehr als Notar.

Ein Mitglied der Sozietät war seit dem Kaiserreich Dr. Eduard Baerwald, erstmals 1916 und wieder seit 1920 im Vorstand der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main und später ihr langjähriger stellvertretender Vorsitzender. Er war Sohn des früheren Direktors des Philanthropin Hermann Baerwald (1828-1907). In der Traueranzeige im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt vom August 1934 hieß es über ihn:

"Mit Eduard Baerwald ist der Mann dahingegangen, in dem wir in berechtigtem Vertrauen einen Führer in schwerer Zeit erblickten, den die ganze Gemeinde ausnahmslos als den Bekenner verehrte, der in seiner heißen Liebe zu Deutschland sich jederzeit für dessen Ehre und Glück eingesetzt, der aber zugleich seinem angestammten Glauben in unvergleichlicher Treue angehangen und ihm schwerste Opfer gebacht [hatte]."

Wie Fuld, war auch Baerwald ein Freund der Berge. So hieß es 1934 in einem Bericht im Gemeindeblatt zu Baerwalds Ableben, dass er "von früher Jugend an bis in die letzten Jahre hinein ein begeisterter Wanderer und Bergsteiger" gewesen ist.

Rolle in der Sektion

Dr. Adolf Fuld ist bereits im Jahr 1895 in die Sektion Frankfurt des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins eingetreten. Aus den "Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins", Jahrgang 1899, S. 247, wissen wir, dass Adolf Fuld zusammen mit seinem Bruder Dr. Moritz Ernst Fuld in den Ötztaler Alpen und in den Walliser Alpen mit Bergführer Touren unternommen hat. Im August 1899 war Adolf Fuld am Otemmagletscher in einen tödlichen Gletschersturz verwickelt, der den Bergführer Josef Reinstadler das Leben kostete, während er und sein Bruder unverletzt überlebten.

1907 hat sein Vater Salomon Fuld Anteilscheine für das Taschachhaus im Wert von 25 Mark erworben, obwohl er nicht Mitglied der Sektion gewesen ist. Im Jahr 1911 hatte seine Ehefrau, die ebenfalls nicht Mitglied der Frankfurter Sektion war, der Sektion 100 Mark für wohltätige Zwecke gestiftet. Die Sektion stellte diesen Betrag der durch Brand schwer geschädigten Gemeinde Lusern in Südtirol zur Verfügung. Adolf Fuld warb noch in den frühen 1930er Jahren neue Mitglieder für die Sektion.

Das Nachrichten-Blatt der Frankfurter Sektion vermerkte, dass er 1931 zusammen mit dem Justizrat Dr. Ernst Moritz Heertz (1865-1937), ebenfalls jüdischer Rechtsanwalt und Notar, ihren gemeinsamen Fachkollegen Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Grünebaum genauso als neues Mitglied empfahl wie zusammen mit Prof. Dr. Johannes Bernhard Heinrich, genannt Hans, Trumpler (1875-1955) den Kaufmann Heinrich Schröder. Trumpler war Nichtjude und mit der Jüdin Irmgard Brach (1890-1979) verheiratet. Beide wanderten Anfang 1939 verfolgungsbedingt über Großbritannien in die USA aus. Noch im März 1933 hat Fuld gemeinsam mit Prof. Dr. Max Neisser die Aufnahme der Studenten Heinz Alexander und Klaus Neisser, den Sohn von Max Neisser, empfohlen und auf diese Weise den Ausbau der studentischen Abteilung gefördert. Prof. Dr. Max Neisser (1869-1938) war ordentlicher Professor für Hygiene und Leiter des Hygienischen Instituts an der Universität Frankfurt, wurde aber wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten aller Ämter enthoben.

Da Adolf Fuld bereits vor 1914 Sektionsmitglied gewesen ist, konnte er auch nach der Satzungsänderung 1934 und der damit einhergehenden Einführung des sogenannten "Arierparagrafen" in der Sektion Frankfurt verbleiben. Ob er nach 1933 ausgetreten ist oder später doch von der Sektionsleitung ausgeschlossen wurde, lässt sich aufgrund fehlender Quellen zurzeit nicht sagen.

Verfolgungsschicksal
Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße

Dr. Adolf Fuld war zuerst von 1894 bis 1903 beim Landgericht Frankfurt am Main und daran anschließend ab 1903 beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main als Rechtsanwalt eingetragen. Daher konnte er als sogenannter "Altanwalt" auch nach 1933 rechtsanwaltlich tätig bleiben. Allerdings entzogen ihm die Nationalsozialisten im Juni 1933 die seit 1920 bestehende Bestellung als Notar. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde er mit Berufsverbot belegt und mit Wirkung zum 1. Dezember 1938 aus der Anwaltsliste gelöscht. Bereits am 31. Januar 1939 ist Adolf Fuld in Frankfurt am Main verstorben.

Seinem Bruder Prof. Dr. med. Ernst Fuld (1873-1955) gelang die Flucht nach Großbritannien. Im September 1938 wanderte er in die USA aus, wo bereits seit 1934 sein Sohn Albrecht Eugen Fuld (1908-1945) lebte. Der Sohn Wolfgang Adolf Fuld blieb in Großbritannien.

Adolf Fulds Schwiegermutter Anna Jeidels konnte 1938 in die Schweiz emigrieren. Dabei unterstützte sie ihr Sohn, der Bankier Otto Jeidels, der der Bruder von Margarethe Amalie Fuld war.

Quellen und Literatur

Jahresberichte der Sektion Frankfurt am Main

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main

Martin Münzel und Christoper Kobrak: Otto Jeidels: Cosmopolitan "Realist (1882-1947)