„Seit 27.4.1933 bin ich Mitglied der NSDAP und zugleich auch Angehöriger der SA, wo ich zur Zeit als Rottenführer meinen Dienst im Nachrichtensturm 3 der SA-Standarte 63 ausübe.“
Max Tasche
Bewerbung um eine Studienratsstelle
1938
Kindheit, Ausbildung, Beruf

Max Tasche wurde am 8. Oktober 1909 in Vilseck (Oberpfalz) geboren. Seine Eltern waren Walter und Johanna Tasche, geb. Keller. Der Vater war als Prokurist bei der Terranova-Industrie beschäftigt. Die Familie siedelte im Jahre 1913 nach Frankfurt am Main über und wohnte damals in der Raimundstr. 68. Max Tasche besuchte in Frankfurt die Ziehen-Oberrealschule, an der er im März 1928 sein Abitur ablegte. Da er Lehrer werden wollte, begann er im Sommersemester 1928 an der Goethe-Universität in Frankfurt ein Studium der Naturwissenschaften (Erdkunde und Physik, sowie Mathematik und Philosophie als Nebenfächer), das er im Wintersemester 1932/33 beendete. Seinen Vorbereitungsdienst für den Schuldienst begann er im Oktober 1934 an der Musterschule in Frankfurt am Main. Weitere Vorbereitungsmonate an anderen Frankfurter Schulen schlossen sich an. Im Mai 1934 legte er die wissenschaftliche und im September 1936 die pädagogische Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen ab. Daraufhin erhielt er die Ernennungsurkunde zum Studienassessor. Bereits im Juni 1933 wurde Max Tasche mit dem Thema "Morphologie des Illerquellgebietes" zum Dr. phil. nat. promoviert.

Max Tasche heiratete am 25. Januar 1939 in Frankfurt die 24-jährige kaufmännische Angestellte Hedwig Hinkel. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Im Folgenden beschreiben wir zunächst sein Engagement in NS-Organisationen sowie seine Kriegs- und Nachkriegsjahre. Im Anschluss folgen die Kapitel zu seiner Zeit im Alpenverein.

NS-Zeit und Krieg

Als Mitglied des NS-Studentenbundes trat Max Tasche am 27. April 1933 in die NSDAP, Ortsgruppe Frankfurt-Ginnheim, ein. Gleichzeitig trat er auch in die SA ein, in der er im November 1937 zum Rottenführer im sogenannten Nachrichtensturm 3 der SA-Standarte 63 befördert wurde. Diese SA-Standarte betrieb nicht nur ab April 1933 im ehemaligen Westendheim in der Ginnheimer Landstraße ein wildes KZ, der Sturmbann III/63 war darüber hinaus im Oktober 1941 an der Deportation von 1.000 Frankfurter Jüdinnen und Juden in das Getto Litzmannstadt (Lodz) beteiligt. Außerdem gehörte Tasche dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (seit 1935) und dem Reichskolonialbund (seit 1938) an. Diese politischen Tätigkeiten gab er auch bei seiner Bewerbung um eine Studienratsstelle 1938 an. Er arbeitete in der Folgezeit unter anderem an der Ziehen-Oberschule.

Nachdem Tasche bei der Musterung im März 1940 als "kv" (kriegsverwendungsfähig) eingestuft wurde, bemühte er sich intensiv um eine Zurückstellung als "unabkömmlich". Das gelang ihm jedoch nicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde Tasche dann, zuletzt im Dienstrang eines Feldwebels, in Frankreich eingesetzt. Ab August 1944 war er in Köthen (Sachsen-Anhalt) zu einem Ausbildungslehrgang eingeteilt und nahm nach eigenen Angaben danach an Gefechten "östlich der Oder" teil. Von April 1945 bis Oktober 1949 befand er sich in russischer Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit

Ab 1949 durchlief Max Tasche ein Entnazifizierungsverfahren, zunächst in Abwesenheit wegen seiner Kriegsgefangenschaft. Seine Frau Hedwig machte in dem Zusammenhang geltend, dass sie aufgrund der NSDAP-Mitgliedschaft ihres Mannes, die zu dessen Entlassung aus dem Schuldienst geführt habe, seit Juni 1945 "ohne irgendwelche Unterhaltsbeihilfe" sei. Seit der Währungsreform bekomme sie für sich und ihre drei Kinder nur Fürsorgeunterstützung, "von welcher wir aber nicht leben können".

Aus den uns vorliegenden Unterlagen geht kein Hinweis hervor, dass Tasches Aufstieg im gleichgeschalteten Alpenverein, etwa sein Einsatz als Dietwart, im Entnazifizierungsverfahren eine Rolle spielte. Das Schulamt der Stadt Frankfurt gab im Rahmen des Verfahrens eine Stellungnahme ab. Es listete darin Max Tasches Mitgliedschaften in früheren NS-Organisationen auf und ergänzte zugleich, er sei "nach Auskunft des Kollegiums der Schule, an der er zuletzt tätig war, politisch in keiner Weise hervorgetreten".

Mit Datum vom 1. November 1949 entschied der zuständige "Erste Öffentliche Kläger" im Entnazifizierungsverfahren, dass Tasche aufgrund seiner Kriegsgefangenschaft unter die sogenannte "Heimkehreramnestie" fiel. Das Verfahren gegen ihn wurde daher eingestellt.

Kurz danach bereits, und zwar zwei Monate nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, erlitt Tasche einen Schlaganfall. Dieser verhinderte zunächst, dass er wieder im Schuldienst Fuß fassen konnte. Ab Dezember 1951 wurde er dann als Studienrat im höheren Schuldienst in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit übernommen. Bereits in den Monaten zuvor, nachdem er sich von seiner schweren Erkrankung langsam erholen konnte, hatte er an der Ziehen-Schule wenige Wochenstunden unterrichtet. Allerdings war Tasche gezeichnet von seinen im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verletzungen (Versteifung der rechten Hand, verminderte Sehfähigkeit) und einer "nervösen Überreiztheit", so die Schulleitung der Frankfurter Ziehen-Schule. Das führte wiederholt dazu, dass zwischen ihm sowie Eltern und Schülern wegen Spannungen vermittelt werden musste. Max Tasche ist schließlich ab 1. August 1958 in den Ruhestand versetzt worden. Gut zwei Jahre später, am 27. November 1960, starb er.

Max Tasche im Alpenverein bis 1933

In den Deutschen Alpenverein, Sektion Frankfurt, wurde Max Tasche im Jahre 1930 aufgenommen, ebenso sein Vater Walter. Damals gründete er mit anderen studentischen Sektionsmitgliedern (u.a. Ernst Meissinger) eine zunächst inoffizielle studentische Abteilung. Die formale Anerkennung dieser Gruppe innerhalb der Sektion fand kurz danach unter dem Patronat der führenden Sektionsmitglieder Prof. Dr. Matthias Friedwagner und Dr. Kurt Albrecht statt. Der vorläufige Obmann der Gruppe war Ernst Meissinger. Zugleich war diese Studentische Abteilung auch an der Universität aktiv, dort übernahmen die Professoren Dr. Walter Behrmann und Dr. Hans Schrepfer die Leitung.

Die Funktion des Vertrauensmannes zwischen Sektion und Universität übernahm ebenfalls Ernst Meissinger. Max Tasche war einer seiner Stellvertreter. Beide dürften in diesen ersten Jahren eng zusammengearbeitet haben – bis sich ihre Wege durch die Gleichschaltung des Vereins trennten.

Im Juni 1933 empfahlen der Geheimrat Matthias Friedwagner, 1928 emeritierter Professor für romanische Philologie der Universität Frankfurt, und Prof. Dr. Walter Behrmann die Aufnahme seines Bruders Kurt Tasche, der damals als "stud. ing." geführt wurde, also Ingenieurswissenschaften studierte.

Rolle im Verein ab 1933

Ab 1933, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, machte Max Tasche im Alpenverein Karriere. Im September 1933 machte ihn der neue "Sektionsführer" Dr. Ernst Wildberger zum Sachwalter für studentische und wissenschaftliche Fragen. Wildberger wurde bald danach zum Führer der Gaue Hessen und Südwest bestellt. Daraufhin folgte ihm Dr. Rudolf Seng als Sektionsführer. Dieser berief Max Tasche in den Sektionsbeirat, in dem er für die wissenschaftliche Abteilung verantwortlich war. Zudem wurde Tasche Mitte des Jahres 1935 Pressereferent des Gaues XII (Hessen).

1937 wurde Tasche zum sogenannten Dietwart ernannt. Dietwarte waren im nationalsozialistischen System für die politisch-weltanschauliche Schulung der Vereinsmitglieder verantwortlich. Im Jahr 1941 wurde er zusätzlich noch Führer der Jugendgruppe der Sektion.

Tasche organisierte innerhalb der Sektion Wanderfahrten zu interessanten Punkten in der näheren Umgebung Frankfurts, die durch seine naturhistorischen und volkskundlichen Erläuterungen offenbar großen Anklang fanden. Wiederholt hielt er für die Sektion auch Vorträge, etwa über "Berg- und Talformen in den Ostalpen", "Bergwanderungen in Jugoslawien" und über "Böhmen".

Ob Max Tasche sich auch nach dem Krieg noch als Mitglied in der Frankfurter Sektion engagierte, wissen wir bisher nicht.