Familie
Walter Behrmann, ca. 1955. Abgedruckt in: Walter Behrmann: Der weiten Welt Wunder. Erlebnisse eines Geographen in Fern und Nah. Berlin 1956.

Walter Emmerich Behrmann wurde im Mai 1882 als Sohn des späteren Regierungs- und Baurats Adolf Behrmann (1838-1936), tätig bei den Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahnen, und der Marie Behrmann, geb. Russ, in Oldenburg (i. Oldb.) geboren. Behrmanns Vater war erst als Bahn-Inspector tätig (nachgewiesen durch das Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Oldenburg 1874). Die Schwestern Emma und Ella wohnten im Jahr 1900 im Haus der Familie in der Auguststraße 62. Walter Behrmann besuchte das Gymnasium in Oldenburg und erwarb dort das Abitur im Jahr 1901. Danach studierte er in Göttingen, Berlin, München und erneut Göttingen Geografie, Mathematik und Physik.

Von Oktober 1906 bis September 1907 leistete er seinen einjährigen Militärdienst bei dem Oldenburger Infanterie-Regiment 91 ab. Als Leutnant der Reserve begann er seinen Kriegsdienst im August 1914 und war zuletzt in der deutschen Militärverwaltung in Rumänien tätig. Er wurde im Februar 1919 im Range eines Oberleutnants aus der Reichswehr entlassen.

Walter Behrmann heiratete im September 1917 die 1890 geborene Marie Mathilde Seifert. Beide waren evangelisch. Die Ehe war kinderlos.

Beruflicher Werdegang
Inhaltsverzeichnis der Habilitationsschrift von Walter Behrmann: Oberflächengestaltung des Harzes. Eine Morphologie des Gebirges.

Walter Emmerich Behrmann hat Ostern 1901 auf dem Gymnasium in Oldenburg das Abitur abgelegt. Danach studierte er Geographie, Mathematik und Physik an den Universitäten Göttingen, Berlin, München und erneut Göttingen. Am 17. Mai 1905 schloss er sein Studium mit der Promotion an der Universität Göttingen ab. Sein Doktorvater war der Kolonialspezialist Geographie-Professor Hermann Wagner (1840-1929). Die Dissertation behandelt niederdeutsche Seebücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Am 29. Juni 1906 hat Walter Behrmann zudem das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen abgelegt.

Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er als Assistent des Geographie-Professors Hermann Wagner an der Universität Göttingen. Später wechselte Behrmann zum Geographie-Professor Josef Franz Maria Partsch (1851-1925) an die Universität Leipzig. Partsch war wesentlich an der Errichtung des Lehrstuhls für Kolonialgeographie an der Universität Leipzig beteiligt, ist jedoch selbst Spezialist für Fragen der Morphologie gewesen, nicht der Kolonialwissenschaft. 1909 ging Behrmann nach Berlin und forschte als Assistent von Professor Albrecht Penck (1858-1945), der als Direktor des Geographischen Instituts in Berlin das neu gegründete Institut und Museum für Meereskunde leitete. Penck gilt als bedeutendster deutscher Geograph der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Am 5. März 1914 habilitierte sich Walter Behrmann an der Universität Berlin mit einer morphologischen Arbeit zur Oberflächengestaltung des Harzes. Er hatte zuvor Forschungsreisen durch Neuguinea und China unternommen. Seine Spezialgebiete waren die Kartographie und die Morphologie. Nach seinem Militärdienst, den er zuletzt im deutsch besetzten Rumänien ableistete, wurde er zum 1. Dezember 1918 als Kartograph am Institut für Meereskunde in Berlin angestellt. 1922 wurde er außerplanmäßiger Professor für Kartographie an der Universität Berlin. Schließlich ist er 1923 ordentlicher Professor für Geographie an der Universität Frankfurt am Main geworden. Dort blieb er, bis seine Wohnung in der Feldbergstraße 7 im September 1944 durch Brandbomben zerstört wurde. In seinen Erinnerungen schrieb er über dieses Ereignis:

"Mein schönes Heim, geschmückt mit vielen unersetzlichen Erinnerungsstücken aus allen Zonen der Erde, mit Kunstwerken der Steinzeit und der verschiedensten Kulturen und einer erlesenen Bücherei, in dem meine Frau und ich liebe Gäste willkommen hießen, ist in Frankfurt am Main vernichtet. Auch unser Ausweichzimmer daselbst ist beschlagnahmt. Mein geographisches Institut, das ich mit Stolz als eines der schönsten und besten Institute Frankfurts zeigen konnte, ist in der gleichen Nacht dem Feuer zum Opfer gefallen" (Walter Behrmann: Der weiten Welt Wunder. Berlin 1956, S. 10).

Noch 1944 zog er nach Berlin. Von 1948 bis 1954 ist Walter Behrmann Professor für Geographie an der Freien Universität Berlin gewesen. Er starb im Mai 1955 in Berlin im Alter von fast 73 Jahren.

Rolle in der Sektion

Laut Nachrichten-Blatt Nr. 3 vom Mai 1933 ist der Geographie-Professor Dr. Walter Behrmann, der damals in der Feldbergstraße 7 wohnte, per Übertritt von der Sektion Berlin des DuOeAV Mitglied der Frankfurter Sektion geworden. Vorher hatte er seit 1921 der Berliner Sektion angehört. Doch bereits vor seinem Sektionswechsel ist er für den Ausbau der Sektion Frankfurt am Main aktiv geworden. Von ihm kam die Anregung zur 1930 erfolgten Gründung der "Studentischen Abteilung" und er hat zusammen mit dem emeritierten Professor Dr. Matthias Friedwagner das Patronat für diese neue Abteilung übernommen.

Zum 60. Jubiläum der Sektionsgründung hatte Walter Behrmann auf die enge Verbundenheit der Geographie mit den Bestrebungen des Alpenvereins verwiesen (Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main, Nr. 11 vom November 1929, S. 142):

"Den Glückwünschen "Seiner Magnifizenz" [des Rektors der Universität Frankfurt] schloß sich an als Vertreter des Physikalischen Vereins, der Gesellschaft für Geographie und Statistik, sowie einiger anderer Korporationen, nicht zuletzt aber auch als Gratulant für die große Sektion Berlin, der er angehört, der Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Behrmann. Auch er wies auf die gleichgerichteten Bestrebungen des Gesamtvereins und der naturwissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere auf dem Gebiet der geologischen, geographischen, morphologischen und glazialen Forschungen hin."

Tatsächlich hat Walter Behrmann nachweislich ab April 1930 zusammen mit Matthias Friedwagner zahlreiche Personen zur Aufnahme in die Frankfurter Sektion empfohlen, hierbei vor allem Studierende, etwa August Jungk und Emilie Neunhöffer (April 1930), Katharina Schmitz (Juni 1930), Maria Strasburger (Juli 1930), Karl Gößler, Paul Loewe und Ilse Strauß (März 1932), Armin Erker und Erna Neuhaus (Februar 1933) sowie Ernst Flach, Herbert Grune, Hans Schmidt und Kurt Tasche (Juni 1933). Insgesamt haben beide Professoren zwischen 1930 und 1933 zusammen mindestens 26 Neuaufnahmen empfohlen. Da die Studentische Abteilung jedoch im Februar 1934 aufgelöst wurde, endeten seine hierauf gerichteten Aktivitäten schon bald danach.

Im Nachrichten-Blatt der Frankfurter Sektion berichteten im November und Dezember 1930 Mitglieder der Studentischen Abteilung über eine Exkursion von Walter Behrmann in die Ostalpen. Dort zeigte sich die Verbindung von Geographiestudium und Alpenvereinstätigkeit. Der Student Ernst Meissinger schrieb:

"Kleinere durchaus harmlose Klettereien haben wir vier bis fünf Anspruchsvolleren uns natürlich nicht ganz versagen können. Es ist selbstverständlich, daß Professor Behrmann mit einem Trupp von nahezu zwanzig Leuten, die außerdem zum Teil überhaupt zum ersten Mal ins Hochgebirge kamen, offiziell nicht vom sicheren Weg abweichen konnte. Auf der anderen Seite wäre es falsch, die rein körperliche Leistung einer solchen Exkursion verkennen zu wollen. Einmal sind die Marschrouten großenteils für alpine Verhältnisse durchaus nicht klein bemessen gewesen, und wenn man, wie wir auf dem zweiten Teil der Exkursion dauernd etwa vierzig Pfund Gepäck auf dem Rücken trägt, zieht sich der Kilometer. Entscheidend ist aber außerdem die geistige Leistung. Es ist zuweilen keine Kleinigkeit[,] nach einem anstrengenden Tag abends ein bis zwei Stunden Kolloquium mitzumachen."

In seinen Erinnerungen erwähnt Behrmann die Sektion Frankfurt am Main nicht. Er scheint die Sektionshütten nicht gezielt für seine Exkursionen mit Studierenden genutzt zu haben. Vielmehr griff er auf eine Einrichtung der Frankfurter Universität im Kleinwalsertal zurück, nämlich die "akademische Skihütte" bei Riezlern. Noch heute gibt es dort eine für diesen Zweck betriebene Einrichtung: das Haus Bergkranz, das Sport- und Studiengästehaus der Goethe-Universität Frankfurt am Main, zwischen Hirschegg und Riezlern gelegen.

Quellen und Literatur

Universitätsarchiv Frankfurt, UAF Abt. 14, Nr. 2657 und 2666

Archiv für Geographie des Leibnitz-Instituts für Länderkunde Leipzig, Findbuch Walter Behrmann (1882-1955)

Jahresbericht der Sektion Berlin des D. u. Oe. Alpenvereins für 1921

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

Max Moritz Wirth: Die "Studentische Abteilung" der Sektion. In: Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main, 4. Jahrgang, Nr. 10 vom Oktober 1930, S. 105.

Walter Behrmann: Der weiten Welt Wunder. Erlebnisse eines Geographen in Fern und Nah. Berlin 1956.