Familie
Anzeige der Israelitischen Gemeinde Homberg/Ohm im Frankfurter Journal vom 11. Oktober 1858

Max Salomon wurde am 3. November 1884 in Frankfurt a. M. als jüngstes Kind des jüdischen Börsenmaklers Emil Karl Salomon (1852-1933) und Hilda Salomon, geb. Mayerfeld (1855-1934), geboren. Max hatte drei Geschwister: Alfred Simon Salomon (geb. 1879 in Mainz), Adolf Salomon/Adolphe Sandersen (Mainz 1880-1969 Aspen/Colorado) und Bella Babette Bertheim (Frankfurt 1883-1974 Frankfurt).

Hilda Mayerfeld stammt aus Homberg/Ohm und war die Tochter von David Mayerfeld und Hannchen Bacharach (aus Neustadt). Sie hatte fünf, ebenfalls in Homberg geborene Geschwister: Dorah (geb. 1846), Emma (geb. 1850), Salomon (1852), Elias (geb. 1856) und Maximilian (geb. 1858). Ihr Vater David Mayerfeld war um 1860 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Homberg/Ohm.

Max Salomon ging auf das Goethe-Gymnasium in Frankfurt und legte dort Ostern 1903 das Abitur ab. Seine Familie wohnte damals in der Mainzer Landstraße 1, zog aber später in die Guiollettstr. 8 und wohnte schließlich ab April 1913 in der Feldbergstraße 38. Dort wohnten die Eltern von Max Salomon bis zu ihrem Tode.

Max Salomon heiratete im Mai 1914 die alt-katholische Elsbeth (auch Katharine Elsbeth) Schellens aus Zabern im Elsaß. Sie war die Tochter des früheren Oberlehrers Professor Dr. Jakob Schellens (1843 in Neersen geboren) und der Katharina Schellens, geb. Hofmann. Elsbeth und Max Salomon bekamen drei Kinder, die katholisch getauft wurden: Emma Judith (geb. 1915), Ulrich (geb. 1919) und Agnes (1921-2005). Die Familie wohnte zuerst in der Holzhausen-Straße 11 und anschließend bis zu ihrem Umzug nach Elberfeld im Jahr 1925 in der Landvogt-Straße 4. Bei einem Brand des Hauses verlor die Familie zahlreiche alte Möbel und Kunstwerke, kam aber selbst ohne weiteren Schaden davon. Nach der Rückkehr nach Frankfurt im Jahr 1934 wohnten die Salomons in der Eppsteiner Straße 45.

Beruflicher Werdegang
Max Salomon, 1921, Frankfurt. Vermutlich aufgenommen an seinem Arbeitsplatz in der Bankfiliale der Disconto-Gesellschaft, Rossmarkt 18. Foto in der Akte P02/S1062, Archiv Deutsche Bank AG, Historisches Institut Frankfurt am Main.

Max Salomon studierte Jura und wurde mit einer Arbeit zur Grundlegung zur Rechtsphilosophie, die 1919 im Verlag Dr. Walther Rothschild Berlin und Leipzig, erschienen ist, zum Dr. phil. und Dr. jur. promoviert. Während seiner Referendarzeit war er vier Monate im Bankhaus Mayerfeld & Co. als Volontär in Frankfurt tätig. Ab März 1913 hat Dr. Max Salomon auf Empfehlung des Homburger Oberbürgermeisters Dr. jur. Ernst Ritter von Marx (1869-1944) für die Disconto-Gesellschaft (D-G) in Frankfurt am Main gearbeitet. Während des Ersten Weltkriegs war er in verschiedenen Fällen als staatlich bestellter Verwalter beschlagnahmten "Feindvermögens" tätig.

Im März 1919 wurde Max Salomon zum Prokuristen der Frankfurter Filiale der D-G ernannt. Seine interne Bewertung durch die Leitung der Filiale fiel recht positiv aus: "[Max Salomon] hat sich in seine Stellung gut eingearbeitet und sich zu einem wertvollen Mitarbeiter entwickelt. Seine gute Allgemeinbildung und seine Vertrautheit mit den Frankfurter Verhältnissen kommen ihm bei seiner Tätigkeit sehr zustatten."

Im Dezember 1921 erfolgte seine Ernennung zum stellvertretenden Direktor der Filiale am Rossmarkt 18, bevor er 1925 die Innenleitung der Elberfelder Filiale der D-G übernahm. Von 1921 bis 1924 hat er sich an der Lederwerke Friedrichsdorf A.G. beteiligt, einer Firma, in der nur Familienmitglieder Anteile hielten und in dessen Aufsichtsrat ebenfalls nur Familienmitglieder saßen, etwa sein Bruder Dr. Adolf Salomon und der Frankfurt Bankier Anton Mayerfeld, der seit 1893 Mitglied der Frankfurter Sektion des DuÖAV war. Im Juli 1929 wurde Max Salomon schließlich Direktor der Filiale Erfurt und blieb dies auch nach der Fusion der Disconto-Gesellschaft mit der Deutschen Bank.

Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich im Januar 1933 änderte sich die Situation für Direktor Salomon ziemlich schnell. Bereits im Dezember 1933 hieß es in einem Aktenvermerk zur Erfurter Filiale der Deutschen Bank:

"Mit Herrn Direktor Russell habe ich heute die Erfurter Personalverhältnisse besprochen. Da neben ihm Herr Dr. Salomon als Mitleiter der Filiale und die beiden nächsten Herren Kahn und Hess Nicht-Arier sind, ist es nach Ansicht von Herrn Dr. Russell unumgänglich, in absehbarer Zeit – darunter versteht er etwa das Frühjahr [des] nächsten Jahres – eine Aenderung eintreten zu lassen. Ein akuter Anlass zu sofortigen Massnahmen ist nicht gegeben, obwohl nicht nur hie und da aus dem Betriebe, sondern auch aus der Kundschaft an der derzeitigen Besetzung der Filiale Kritik geübt wird. Herr Dr. Salomon ist in einem nach unseren Begriffen pensionsfähigen Alter, hat aber in der letzten Zeit familiär viel Unglück gehabt, sodass Herr Russell es auch aus menschlichen Gründen für richtig hält, im Augenblick nichts zu unternehmen."

Tatsächlich versetzte die Deutsche Bank Max Salomon im Sommer 1934 mit Wirkung zum 1. Januar 1935 vorzeitig in den Ruhestand, gewährte ihm jedoch neben der Pension eine Übergangsbeihilfe, eine Umzugsbeihilfe und eine jährliche Zahlung von 600 RM pro Kind bis zum jeweiligen Erreichen des 21. Lebensjahres. Dr. Max Salomon bemühte sich um eine Anstellung, doch scheiterten sämtliche Versuche – einer aufgrund schlechter Erfahrungen mit dem Bruder Dr. Adolf Salomon.

Rolle in der Sektion
Max Salomon, 1913. Foto in der Akte P03/S1416, Archiv Deutsche Bank AG, Historisches Institut Frankfurt am Main.

Dr. Max Salomon trat der Frankfurter Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins im Jahr 1905 bei. 1922 wurde auch seine Ehefrau Katharine Elsbeth Salomon Sektionsmitglied. Max Salomon erhielt im Jahr 1930 das silberne Abzeichen für fünfundzwanzigjährige Mitgliedschaft. Er ist demnach trotz Umzug nach Elberfeld und später Erfurt Mitglied der Frankfurter Sektion geblieben. Entsprechend findet sich Max Salomon weder als Mitglied noch als Gast im Elberfelder Mitgliederverzeichnis vom 1. Januar 1927.

In welcher Weise Max Salomon vor und nach dem Ersten Weltkrieg am Leben der Sektion Frankfurt teilgenommen hat, lässt sich gegenwärtig mangels entsprechender Quellen nicht feststellen. Immerhin gewähren die eingesehenen Akten, dass die junge Familie Salomon im Sommer 1920 in dem Höhendorf Bernbach bei Bad Herrenalb im Nordschwarzwald Urlaub gemacht hat. Hierdurch wird ihre Naturverbundenheit deutlich. Leider haben wir bisher keine Dokumente gefunden, die Wanderungen in den Alpen, etwa im Frankfurter Sektionsgebiet, oder in den diversen deutschen Mittelgebirgen belegen. Auch können wir zurzeit nicht sagen, ob Max Salomon 1933 aus der Sektion Frankfurt am Main ausgetreten ist oder ausgeschlossen wurde. Da er bereits vor 1914 eingetreten war, hätte er trotz Einführung des sogenannten "Arierparagrafen" im Jahr 1934 Mitglied bleiben können.

Verfolgungsschicksal

Dr. Max Salomon wurde 1929 in Erfurt zum Mitleiter der dortigen Filiale der Disconto-Gesellschaft ernannt. Dies blieb er auch nach dem Zusammenschluss von Disconto-Gesellschaft und Deutscher Bank. Doch nach Beginn der NS-Diktatur wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung zum Jahresende 1934 und somit bereits mit 50 Jahren pensioniert. Schon Mitte des Jahres 1934 ging die Familie Salomon nach Frankfurt am Main zurück, wo sie bis 1925 gelebt hatte. Laut Frankfurter Adressbuch des Jahres 1935 wohnte die Familie von Dr. Max Salomon, "Bankdirekt. a. D.", in der Eppsteiner Straße 45, zweiter Stock, unweit der Westendsynagoge. Zehn Jahre zuvor hatten sie im Dornbusch in der Landvogt-Straße 4 gewohnt.

Im November 1938 wurde Max Salomon im Zuge der Novemberpogrome verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Nach seiner Entlassung am 20. Dezember 1938 organisierte er seine Auswanderung. Schließlich konnte er im April 1939 nach Großbritannien ausreisen. Seine nichtjüdische Ehefrau Elsbeth Salomon und die drei Kinder Judith, Ulrich und Agnes blieben vorerst in Frankfurt. Sie wanderten im Mai 1941 in die USA aus und sind nach Kriegsende nach Großbritannien gegangen. Dort änderte Max Salomon seinen Familiennamen in Shellens. Er starb im Februar 1961 in Plymouth.

Auch sein Bruder Dr. jur. Adolf Salomon, später Adolphe Sandersen, überlebte die Verfolgung. Er wohnte nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA in Aspen, Colorado, wo er 1969 starb. Sein 1910 geborener Sohn Gerhard Ludwig, später Gerard Louis Sandersen, hat den Vater nur um zwei Jahre überlebt, da er 1970 in Denver, Colorado verstorben ist. Auch die 1919 geborene Tochter Elfriede Irene Lederman ist in den USA verstorben, und zwar bereits im Jahr 1967 in New Preston/Connecticut.

Quellen und Literatur

Archiv Deutsche Bank AG, Historisches Institut Frankfurt am Main, Akte P02/S1062 und P03/S1416

Nachrichten-Blatt der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins

Eintrag zu Dr. Max Salomon auf www.bankgeschichte.de

Stolperstein für Dr. Max Salomon auf www.stolpersteine-frankfurt.de

Geburten in Homberg/Ohm