Familie und berufliche Tätigkeit
Abb.: Institut für Stadtgesichte, Bauaufsicht, Sig. 461
Kaufhaus Carsch

Richard Albersheim wurde am 26. September 1895 als Sohn des Kaufmanns Leopold Albersheim (1859-1924) und dessen Ehefrau Mathilda Clara, geborene Langenbach (1870-1966) in Frankfurt am Main geboren. Damals lebte die Familie in der Wiesenau 44. Er hatte noch drei Schwestern: Marie (1894-1980), Elisabeth (1897-1995) und Aenne (1901-1927). Richard Albersheim heiratete am 23. Mai 1933 Dora Ferdinande, geborene Hirsch (1896-1978). Das einzige Kind der beiden, Tochter Ursula, wurde am 14. Juli 1937 geboren. Bis zu ihrer Emigration nach Brasilien wohnte die Familie in Frankfurt am Main in der Zeppelinallee 83.

Als geschäftsführender und vertretungsberechtigter Komplementär der Firma Gustav Carsch war Richard Albersheim ein erfolgreicher Geschäftsmann. Die Firma Carsch, dessen Stammhaus in Düsseldorf ansässig war, gehörte in Frankfurt seit dem Jahr 1928 zu den führenden Herrenkonfektionsgeschäften und war dort mit zwei Niederlassungen (Königsteiner Str. 5 und Zeil 121) vertreten, deren Leitung von Gustav Carschs Sohn Siegfried wahrgenommen wurde.

Alpenverein

Richard Albersheim war ab dem Jahr 1922 Mitglied der Sektion Frankfurt am Main. Über Aktivitäten innerhalb der Sektion ist uns zurzeit nichts bekannt. Wir wissen auch nicht, ob er 1933 aus dem Alpenverein austrat oder nach Einführung des sogenannten "Arierparagraphen" ausgeschlossen wurde.

Verfolgungsschicksal

Unter dem Druck der seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten stetig wachsenden Schikanen gegen jüdische Unternehmen war die Familie Carsch gezwungen, ihre beiden Geschäfte im Oktober 1936 an Hans Ott und Erich Heinemann zu verkaufen, die daraufhin die "Ott und Heinemann KG" gründeten. Richard Albersheim wanderte mit seiner Familie im Mai 1937 nach Brasilien aus.

Leben in der Emigration

Im Mai 1937 konnte Richard Albersheim mit Frau und Tochter nach Brasilien emigrieren, wo sie am 10. Juni 1937 per Schiff ankamen. Die Familie lebte dort in Rio de Janeiro. Durch die perfide Ausplünderungsmaschinerie der Nationalsozialisten verblieben der Familie Albersheim nur geringe Finanzmittel für die Übersiedlung nach Brasilien. In einem Schreiben vom Juli 1956 an die hessische Entschädigungsbehörde schrieb Albersheim hierzu:

"Infolge der hohen Steuerabgaben und des großen Sperrmarkverlustes konnte ich nur einen sehr kleinen Teil meines Vermögens nach Brasilien transferieren, sodass ich auf sofortiges Geldverdienen angewiesen war, um meine Familie zu erhalten."

Im Mai 1938 konnte Richard Albersheim als Teilhaber in eine Radiofirma eintreten, musste allerdings einige Monate später seine Tätigkeit dort wieder aufgeben, nachdem die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Ab Juli 1939 beteiligte er sich an einer kleinen kosmetischen Fabrik, die allerdings ebenfalls in Schwierigkeiten geriet. Um die wirtschaftliche Stabilität des kleinen Unternehmens nicht zu gefährden, verzichtete er teilweise auf die Zahlung seines Gehaltes und wandelte die nicht ausgezahlten Gelder in ein Darlehen um.

Im Jahre 1939 gelang es auch Richard Albersheims Mutter Mathilda, nach Brasilien zu emigrieren, was die finanzielle Situation der nunmehr vierköpfigen Familie zunehmend prekär werden ließ. Aus diesem Grund beendete Albersheim tagsüber die weitgehend unbezahlte Tätigkeit in seiner eigenen Firma, um eine schlecht bezahlte Stellung als Büroangestellter in einem Warenhaus anzutreten. Nach eigener Aussage widmete er sich dann in den Abendstunden der Buchhaltung in seiner Firma.

Richard Albersheims Teilhaber in dem gemeinsam geführten kosmetischen Unternehmen erkrankte Anfang 1944 schwer. Um die gemeinsame Firma am Leben zu erhalten, musste Albersheim daraufhin seine Bürotätigkeit im Warenhaus beenden, um seine ganze Arbeitskraft im eigenen Betrieb einzusetzen. Immerhin war es ab März 1944 möglich, einen kleinen Betrag zum Erhalt des Lebensunterhaltes zu verdienen. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der brasilianische Markt mit ausländischen Parfümerieprodukten regelrecht überschwemmt, sodass die Nachfrage nach nationalen Produkten einbrach. Richard Albersheim musste daraufhin 1947 seine kosmetische Firma liquidieren.

Nachkriegsleben

Die 1. Entschädigungskammer der Landgerichts Wiesbaden wies im Jahre 1959 eine Klage Richard Albersheims auf Zahlung einer Rente zurück. Richard Albersheim starb am 10. Februar 1966 in Rio de Janeiro, seine Frau Dora am 28. Juli 1978. Über das weitere Schicksal der Tochter Ursula ist uns momentan nichts bekannt.

Quellen

Hessisches Hauptstaatsarchiv - HHStAW, Bestand 518, Nr. 53259

Hessisches Hauptstaatsarchiv - HHStAW, Bestand 467, Nr. 4511